Irlands fideler Bischof ist knapp bei Kasse

■ Weltliche Freuden

Weltliche Freuden

Dublin (taz) — Irlands Geistliche sollen für die weltlichen Freuden ihres Bischofs aufkommen. Wie jetzt bekannt wurde, sind die irischen Pfarrer in einem Brief aufgefordert worden, bis zu hundert Pfund (ca. 270 Mark) — „aber nicht mehr“ — zum Ausgleich der Schulden Bischof Eamonn Caseys zu spenden. Absender waren ehemalige Klassenkameraden des Bischofs am Priesterseminar in Maynooth bei Dublin. Casey, vierthöchster Mann in der irischen Hierarchie, ist seit Mai untergetaucht, nachdem sich herausgestellt hatte, daß er in den USA einen 17jährigen Sohn hat. Um die Alimente zu bezahlen, hatte Casey die Kirchenkasse um 70.000 Pfund (ca. 190.000 Mark) erleichtert. Dieses Geld ist inzwischen „von unbekannter Seite“ zurückgezahlt worden.

Die barmherzigen Bittsteller betonen deshalb auch in dem Brief, daß die Spendengelder keinesfalls in die Hände des unehelichen Kindes fallen werden, sondern lediglich das „Taschengeld des Bischofs aufbessern“ sollen. Schließlich müsse Casey, der sich in einem Kloster in den USA versteckt halten soll, für „gerichtliche und andere Kosten“ aufkommen. Woher jedoch die Gerichtskosten stammen, ist rätselhaft. Die Mutter des Bischofskindes, Caseys Cousine zweiten Grades, hat keine Klage eingereicht. Ihr Anwalt Peter McKay sagte, man erwarte allerdings, daß der gefallene Geistliche Kontakt zu seinem Sohn Peter aufnehme. „Wir wissen nicht, warum er das noch nicht getan hat“, meinte McKay. „Vielleicht hat er seine Gründe.“

Der Spendenaufruf hat bei Irlands Pfarrern gemischte Gefühle ausgelöst. Einer von ihnen sagte: „Ich habe das Schreiben ignoriert, andere meinen jedoch, daß sie besser etwas Geld herausrücken.“ Er hält den Brief für „höchst unverantwortlich“, weil klar war, daß die Öffentlichkeit Wind davon bekommen würde. „Wir sollen unsere Solidarität mit Casey unter Beweis stellen“, fügte er hinzu, „aber wenn so etwas einem normalen Pfarrer passieren würde, gäbe es keine Spendensammlung.“ Damit hat er recht: Die Frauen, die von Geistlichen geschwängert wurden, haben vor kurzem eine gesamtirische Selbsthilfe-Organisation gegründet, die über mangelnden Zulauf nicht klagen kann.

Caseys Bischofskollege Joseph Duffy war dagegen durchaus verständnisvoll. Der Bettelbrief sei eine „Anerkennung der traumatischen und völlig unerwarteten Art der Ereignisse“, sagte er. Ganz so unerwartet kam das Ereignis für Casey wohl nicht: Er hatte schließlich siebzehn Jahre Zeit, um über das Geburtstrauma hinwegzukommen. „Ich bin alt genug, um zu wissen, daß das Leben wunderbar kompliziert sein kann,“ sagte ein Pfarrer aus Kilmore mit katholischer Eindeutigkeit.

Kompliziert wird es für Caseys Bischofskollegen, wenn sie Ende des Monats in den Vatikan reisen, um dem Papst ihren Fünfjahresbericht vorzulegen. Es heißt, Johannes Paul II. sei schon äußerst gespannt auf Neuigkeiten im Fall Casey. Ralf Sotscheck