Das Scheitern eines wunderbaren Doppels

■ Offene amerikanische Tennismeisterschaften in Flushing Meadow: John McEnroe und Michael Stich verloren im Doppel-Halbfinale, Michael Chang schleicht voran, und Ivan Lendl wehrte sich tapfer

New York (dpa/taz) — Geradezu ins Schwärmen gerät John McEnroe, wenn er auf seine Doppelpartnerschaft mit Michael Stich zu sprechen kommt. Nicht nur spielerisch scheint der spröde Elmshorner genau die richtige Ergänzung zum Wüterich aus New York zu sein. „Es war prima, mit ihm zu spielen. Es waren unglaubliche Turniere“, sagte der 33jährige US-Amerikaner glücklich, obwohl die beiden gerade im Halbfinale der US Open gegen Jim Grabb und Richey Reneberg (USA) mit 6:3, 5:7, 6:7 (2:7), 6:4, 2:6 ausgeschieden waren — jene Spieler, gegen die Stich und McEnroe in einem packenden Finale, der fünfte Satz endete 19:17, Wimbledon gewonnen hatten. „Es ist einfach fair“, fand McEnroe ungewohnt großherzig, „daß sie dieses Spiel gewonnen haben. Wir hatten doch den letzten Sieg in Wimbledon.“

Ein Triumph, an den der New Yorker äußerst gern zurückdenkt. „Das war der größte Spaß, den ich im Doppel erlebt habe“, freut er sich immer noch diebisch und alles deutet darauf hin, daß er trotz seines angekündigten Rücktritts zumindest diesen Titel im nächsten Jahr verteidigen wird. An der Seite von Michael Stich natürlich. „Es liegt an John“, meinte der, „ich habe es sehr genossen, mit ihm zu spielen. Wir sind ein gutes Team und verstehen uns gut.“

Nach dem verlorenen Doppel bestätigte John McEnroe noch einmal, daß seine Rücktritts-Entscheidung als Einzelspieler feststehe, wiewohl er einräumte, daß er sich möglicherweise beim ein oder anderen Grand- Slam-Turnier eine Wildcard besorgen könnte, wenn er sich in guter Verfassung befinde. „Es reicht“, erklärte er kategorisch, „ich habe im Tennis das Beste erreicht, was möglich war.“ In Wimbledon habe ihm Agassi „eine Abreibung“ verabreicht, obwohl er geglaubt hatte, sich in guter Form zu befinden, dasselbe sei ihm jetzt in Flushing Meadow gegen Jim Courier passiert. Empfindliche Nadelstiche für das zarte Gemüt des ehrgeizigen John McEnroe, die er künftig lieber vermeiden will. „Ich möchte nicht, daß die Leute Mitleid für mich empfinden.“ So ganz will er auf den Tenniszirkus allerdings nicht verzichten. „Nur Doppel zu spielen, ist eine Möglichkeit. Du brauchst nur die eine Hälfte des Courts abzudecken. das ist viel einfacher“, witzelte er nach der drastischen Niederlage gegen Courier.

Dieser, nach wie vor die Nummer eins des Tennis, trifft heute im Halbfinale auf den Weltranglistendritten Pete Sampras, ins andere Semifinale schmuggelte sich in seiner klammheimlichen Art die Nummer vier, Michael Chang. Während alles von Becker, Agassi, Courier, Edberg, Lendl redete, gewann der schmächtige Kalifornier ruhig und gelassen Spiel für Spiel und behielt auch im Viertelfinale gegen den Südafrikaner Wayne Ferreira mit 7:5, 2:6, 6:3, 6:7 (4:7), 6:1 die Oberhand. Das aufreibende Fünfsatz-Match setzte jedoch die fragile Konstitution Changs einer harten Belastungsprobe aus. Nach dem Triumph mochte sich der 20jährige nicht hinsetzen, weil er Krämpfe befürchtete. Seit seinem Gewinn der French Open 1989 war es das erste Mal, daß Chang wieder das Halbfinale eines Grand-Slam- Turnieres erreichte. „Das ist sehr wichtig für mich“, lautete sein karger Kommentar.

Der Hit des Tages war jedoch das Viertelfinale zwischen dem Schweden Stefan Edberg und dem Neu- Ami Ivan Lendl, der die Möglichkeit hatte, für ein reines US-Halbfinale bei diesen US Open zu sorgen. Edberg gewann überlegen die ersten beiden Sätze jeweils mit 6:3, doch dann kam Lendl. Den dritten Durchgang holte sich der 32jährige mit 6:3, wehrte dann im vierten vier Matchbälle ab und gewann nach einer Regenpause mit 7:5. Als beim 2:1 für Edberg im fünften Durchgang erneut Regen einsetzte, mußte die Entscheidung um einen Tag verschoben werden. Michael Chang war es wurscht: „Es ist mir egal, gegen wen ich nun spiele.“ Matti

Männer, Viertelfinale: Michael Chang (USA) — Wayne Ferreira (Südafrika) 7:5, 2:6, 6:3, 6:7 (4:7), 6:1; Stefan Edberg (Schweden) — Ivan Lendl (USA) 6:3, 6:3, 3:6, 5:7, 2:1 wegen Regens abgebrochen

Doppel, Halbfinale: Jim Grabb/Richey Reneberg (USA) — Michael Stich/John McEnroe (Elmshorn/USA) 3:6, 7:5, 7:6 (7:2), 4:6, 6:2

Frauen, Halbfinale: Gigi Fernandez/Natalia Zwerewa (USA/GUS) — Arantxa Sanchez-Vicario/Helena Sukova (Spanien/CSFR) 6:1, 6:3