piwik no script img

Lokalkoloratur: Altonaer SPD-Abgeordnete/Annette von Droste-Hülshoff

LOKALKOLORATUR

Na klar, liebe Altonaer SPD-Abgeordnete, ihr habt's nicht leicht. Bezirkspolitiker werden allzu oft vernachlässigt in der Hamburger Presse. Und so haben wir auch Verständnis dafür, wenn ihr eure Wünsche, Forderungen und Kritiken so drastisch wie möglich formuliert, um doch einmal unsere Aufmerksamkeit auf euch zu lenken. Aber jene Pressemitteilung, die ihr uns an diesem Wochenende ins taz-fax geschickt habt, geht dann doch zu weit. Die „SPD-Information“ mit Datum 11. 09. ist wie folgt überschrieben: „Asylbewerberunterkunft Knabeweg endlich ‘PLATTMACHEN'.“ Ja, genauso steht es da in Großbuchstaben, „plattmachen“. Auch der folgende erste Absatz der Pressemitteilung klingt entsprechend: „Die SPD- Fraktion Altona fordert vom Bezirksamtsleiter, daß er sich bei der Behörde für Arbeit, Gesundheit und Soziales (BAGS) dafür einsetzen möge, das Asylbewerberheim Knabeweg ‘zu schleifen' (immerhin in Anführungsstrichen) und die derzeitig dort lebenden Bewohner rechtzeitig vorher umzusetzen (nicht in Anführungsstrichen).“ Danach ein wörtliches Zitat des Fraktions-Chefs Michael Pape, in dessen vierten Satz wir endlich erahnen können, worum es den Altonaer Sozialdemokraten wirklich geht: „Auch Asylbewerbern stehen menschenwürdige Unterkünfte zu.“ Und am Ende können wir dann doch noch feststellen, daß die Bezirks-SPD mit ihrer Pressemitteilung nicht ihren Bundesvorsitzenden rechts überholen möchte, sondern durchaus Lobenswertes im Sinn hat. Wohnungen will sie am Knabeweg bauen, in denen „auch ein Teil von Asylbewerbern (...) eine endgültige Heimat finden kann“.

Erfreulicher ein anderer Waschzettel. Auch wenn die taz-Redaktion den Wahrheitsgehalt nicht vollständig bestätigen kann. „Annette löst Dürers unbekannten Jüngling ab“, steht drüber. Absender ist der Hamburger Verkehrsverbund (HVV), der unseren Lesern mitteilen möchte, daß seine Fahrkartenautomaten nun auch den neuen Zwanzigmarkschein mit dem Bildnis der Dichterin Annette von Droste- Hülshoff akzeptieren. So weit so gut, auch wenn die Überschrift durch den Text nicht gedeckt wird. Von Ablösung kann nämlich keine Rede sein, da die alten Zwanziger (war da wirklich ein Jüngling drauf?) nach wie vor auch angenommen werden. Gänzlich unglaubwürdig aber der vorletzte Satz, in dem es heißt, daß die 450 Fahrkartenautomaten nach den neuen Zehnern nun auch die Zwanziger erkennen. Die Nahverkehrsfreunde in der taz-Redaktion schwören Stein und Bein: Die neuen Zehner werden in unzähligen Fällen nicht erkannt, sondern wieder ausgespuckt, egal welche Seite zuerst in den Schlitz geschoben wird. Kleiner Tip: Eine Pressemitteilung „Fahrkartenautomaten mit Knick in der Optik“ würde garantiert abgedruckt werden. uex

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen