Kränze für Opfer des Faschismus

Frankfurt/Main (taz) — Das Stadtparlament der thüringischen Kommune Rudolstadt hatte bereits am vergangenen Donnerstag ein Zeichen gesetzt: Vertreter aller Parteien der Stadt, die sich die Neonazis vor Monatsfrist als Aufmarschfeld für ihre in Bayern verbotete Heß-Gedächtnisdemonstration ausgesucht hatten, legten am Bahnhof einen Kranz für die Opfer des Faschismus nieder. Und nach einem Beschluß der Stadtverordnetenversammlung wird auch der Bahnhofsvorplatz wieder in „Platz der Opfer des Faschismus“ umbenannt — so hieß er bereits vor der Wende.

Eigentlich wollten die Magistralen ihre Kranzniederlegung am Sonntag durchführen. Doch die Neonazis der „Deutsch Nationalen Partei“ (DNP) hatten für den Sonntag eine Kundgebung in Rudolstadt angemeldet. Die wurde zwar schon am Donnerstag „für das gesamte Kreisgebiet“ verboten. Doch um jeder Konfrontation aus dem Weg zu gehen, fand die kommunale Feier bereits am Donnerstag statt.

Gestern nun demonstrierten in Rudolstadt AntifaschistInnen gegen die Gewaltwelle gegen AusländerInnen in Deutschland. Aufgerufen zu dieser Gedenkkundgebung für die Opfer des Faschismus hatte das Neue Forum. Das Landgericht Gera begrenzte diese Kundgebung wegen möglicher Auseiandersetzungen mit den Rechtsradikalen, die trotz Verbot angekündigt hatten, in Rudolstadt demonstrieren zu wollen, auf zwei Stunden. Mehrere hundert Beamte von Polizei und Grenzschutz hatten denn auch gestern zum Schutz der Antifaschisten die Stadt abgeriegelt. Alle Zufahrtsstraßen wurden kontrolliert. Ob sich die Neonazis der DNP in einer anderen Stadt sammelten, war bis Redaktionsschluß nicht zu erfahren. Kpk