Nabelschau im Pferdestall

■ „Elstner und die Detektive“, Sonntag, ZDF, 20.15 Uhr

Es sollte, so Frank Elstner im Vorfeld zu seiner neuen Sendung, „... ein gewisses intellektuelles Level nicht unterschritten werden.“ Ein gewagtes Versprechen, wußte der TV-Profi doch bereits zu diesem Zeitpunkt, daß seine erste Gesprächspartnerin Gloria von Thurn und Taxis heißen würde. In voller Schönheit und Intelligenz erschien die Dame zur Verabredung am geheimen Ort und stellte sich in einem noblen Pferdestall den bohrenden Fragen des Gastgebers: „Sie sind Witwe, und ihr Gatte ist gestorben. War das nicht hart?“ Verdammt hart. Aber mit einer „tollen Kindheit“ und der schwierigen Erfahrung, in Somalia „als Weißer in der Minderheit zu sein“, übersteht man auch den Tod des Mannes, der seine Zukünftige in Jet-Set-Kreisen wie im Urwald erst einmal auf Herz und Nieren prüft, bevor er sie vor den Traualter führt. Das Lachen ist der Fürstin nicht vergangen. Und Elstner lacht mit. Das linke Bein schlägt er über das rechte und kommt ganz ungezwungen auf die heikle Frage der Kindererziehung zu sprechen.

Ohne die akustischen Signale aus Elstners Detektiv-Koffer wäre das Ganze schön belanglos, aber immerhin aus einem Guß. So jedoch muß die Nabelschau im Pferdestall immer wieder unterbrochen werden, um an das zweite große Versprechen zu erinnern: Hier soll geraten, hier muß gespielt, hier kann gewonnen werden. Nichts geht mehr ohne den Zuschauer. Er soll den wahren Aufenthaltsort des illustren Gesprächspaares herausfinden, und dazu bedarf es diverser Hilfestellungen. Wer bei den einleitenden Tips nicht richtig aufgepaßt hat, der hätte spätestens beim sächselnden Pferdepfleger aufhorchen müssen. Doch selbst autorisierte Fernsehfahnder tun sich da schwer, wie durch Einblendungen eindrucksvoll bewiesen wird. Während die Fürstin über die Risikominimierung des Unternehmens Thurn und Taxis philosophiert, läßt sich Kommissar Thanner von ihrer Yacht beeindrucken, schnüffelt Kommissar Marek in der Regensburger Notstandsküche herum und verfolgt Kollege Matula im BMW die heißeste Fährte. Soviel hat auch die glückliche Gewinnerin erkannt und mit der Beantwortung der zweiten Frage nebenbei das intellektuelle Level dieses Sonntagabends gerettet , indem sie sagt: „Der gesuchte Ort ist das Städtchen Moritzburg in Baden-Württemberg. Ganz in der Nähe von Dresden.“ Die Kandidatin bekommt 5.000 DM und einen Thurn-und-Taxis-Bierkrug in limitierter Auflage. Fürstin Gloria geht zu Fuß nach Hause, und Detektiv Elstner bedauert, sie nicht noch weitere drei Stunden ausfragen zu dürfen. Doch wer außer ihm hätte das aushalten sollen? Martina Stork