Golan für Frieden?

■ Zu den israelisch-syrischen Verhandlungen in Washington

Golan für Frieden? Zu den israelisch-syrischen Verhandlungen in Washington

Sollte es bei der sechsten Runde der bilateralen Nahost-Gespräche in Washington endlich zu einem ersten dramatischen Durchbruch kommen, dann am ehesten in dem Saal des State Department, in dem sich die Vertreter Syriens und Israels gegenübersitzen. Dabei schienen noch vor wenigen Wochen die Aussichten auf ein Tauwetter gerade in diesem seit Verhandlungsbeginn völlig vereisten Rahmen gering; insbesondere auch, nachdem bekannt wurde, daß der neue israelische Ministerpräsident Jitzhak Rabin den „Autonomie“- Verhandlungen mit den Palästinensern und Jordanien den Vorrang geben wollte.

Doch offenbar wurde Rabin vom ägyptischen Staatschef Hosni Mubarak und US-Präsident George Bush sowie dem damaligen Außenminister James Baker davon überzeugt, das Hauptaugenmerk auf die Verhandlungen mit Syrien zu richten. Erstens, weil Zeichen einer neuen Friedensbereitschaft aus Damaskus kamen, zweitens, weil ein erstes prinzipielles israelisches Abkommen mit Syrien über „Golan-Land für Frieden“ die Aussichten auf eine Einigung mit den Palästinensern wesentlich verbessern würde.

Da die Dringlichkeit eines Verhandlungserfolgs noch vor den Wahlen in den USA allen Beteiligten wichtig schien, konzentrierte man sich also auf die jetzt am aussichtsreichsten erscheinende syrisch- israelische „Front“.

Für eine erste prinzipielle Einigung war nötig, daß Israel im Sinne der UN-Resolutionen 242 und 338 seine grundsätzliche Bereitschaft erklärt, die annektierten syrischen Golan-Höhen im „Tausch“ gegen eine tragfähige Friedensregelung zurückzugeben. Damit wäre der Beginn für Verhandlungen gemacht, die von jedem Präsidenten, der ins Weiße Haus gewählt wird, später weiter gefördert werden könnten.

Die Pause in den Verhandlungen, die jetzt zu Ende ging, war notwendig, damit die israelische Delegation in Jerusalem neue Weisungen für die Verhandlungen mit den syrischen Vertretern einholen konnte. Außerdem mußte die israelische Öffentlichkeit auf eventuelle territoriale Konzessionen im Golan vorbereitet werden. Wie erwartet, kam es zu Protesten der Siedler und der rechten Oppositionsparteien, die laut genug waren, um der amerikanischen und syrischen Seite die inneren Schwierigkeiten vorzuführen, die Israels gegenwärtige Regierung bei den zukünftigen Verhandlungen haben wird. Aber es hat sich auch gezeigt, daß sich die große Mehrzahl der Israeli ohne weiteres für eine verläßliche, friedliche Lösung mit Syrien entscheiden wird, selbst wenn die strategisch wichtigen Golan-Höhen mit ihren gegenwärtig 12.000 Siedlern dann nicht mehr als ein Teil des jüdischen Staates gelten können. Amos Wollin, Tel Aviv