Boehringer wieder im Kreuzfeuer der Kritik

■ Anwohner befürchten noch mehr Unheil von der Dreckschleuder / Auch hochgiftige Stoffe sollen verbrannt werden

„Boehringer hat uns damals vergiftet - Dekonta macht weiter“, diese Befürchtung trieb die Nachbarn der skandalumwobenen Chemiefirma gestern wieder auf die Straße. Aufgerufen zur Demonstration hatte unter anderen der Verein „Recht und Umwelt“. Die Dekonta GmbH, eine 100prozentige Tochterfirma von Boehringer, plant, in ihrer Prometheus-Pilotanlage demnächst nicht nur verseuchten Boden, sondern auch flüssige und feste Produktionsabfälle sowie entstehende Gase zu verbrennen. Die Abfälle lagern noch auf dem ehemaligen Boehringer-Gelände in Moorfleet.

Der Schadstoffausstoß werde sich zwangsläufig erhöhen, so der Verein, wenn die Dekonta nicht nur den von Boehringer mit Dioxinen, Chlorphenolen und Chlorbenzolen verseuchten Boden des Werksgeländes von den Giften befreien, sondern auch noch die giftigen Sonderabfälle dazukommen. Das soll laut „Recht und Umwelt“ immer dann geschehen, wenn der von der Umweltbehörde vorgegebene Grenzwert für den Schadstoffausstoß während der Sanierung nicht ganz „ausgeschöpft“ werde und so noch „Spielraum“ für weitere Emissionen bleibe.

Der Verein protestiert gegen dieses freie Ausschöpfen, weil für bestimmte giftige Inhaltsstoffe der Produktionsabfälle überhaupt keine Grenzwerte festgelegt worden sind. Die Verbrennung der Sonderabfälle verstoße zudem gegen die Auflage der Umweltbehörde, „den Emissionsmassenstrom“ - also die Schadstoff-Abgabe- so weit wie möglich zu begrenzen.

Nach Auskunft der Sprecherin der Umweltbehörde, Sylvia Schwägerl, habe die Dekonta die Genehmigung, in der Prometheus-Anlage Sonderabfälle mitzuverbrennen, solange sie die Grenzwerte einhalte.

Den „Einstieg in die Lohnverbrennung“, also die bezahlte Entsorgung von giftigen Abfällen auch anderer Firmen bei Dekonta, befürchtet Joachim Lohse vom Ökopol-Institut, das die Boehringer- Anwohner als unabhängige Gutachter eingeschaltet haben. „Und dann ist kein Ende abzusehen“. Vera Stadie