Desert Storm

■ Richard Stanleys „Dust Devil“

In der Wüste um Swakopmund, im ehemaligen Deutsch-Südwestafrika, wo es noch heute Reichsfahnen und Brötchen mit Hakenkreuzen gibt, ist dieser Horror-Mystery- Road-Movie des amerikanischen Regisseurs Richard Stanley entstanden. In goldbraunen Cinemascope- Bildern einer endlos weiten, jäh in Abgründe führenden Wüstenlandschaft erzählt Dust Devil die zeitlos- gruselige Geschichte eines gewalttätigen Wüstenwindes, der keine Ruhe findet und alle paar Jahrhunderte in Gestalt eines Trampers namens Texas durchs Land streift und Blutbäder unter einsamen Frauen anrichtet. Der Tramper — eine müde Mischung aus James Mason, Clint Eastwood und einem Werwolf — hinterläßt kryptische, im Blut der Opfer an die Wand gemalte Zeichen, die nur Eingeweihte eines magischen Rituals zu deuten vermögen. Der Showdown zwischen dem weißen Serial Killer und dem schwarzen Kommissar aus Südafrika findet in einem fast völlig vom Winde verwehten Kino statt, in dem ein Film vor leeren Plätzen läuft (Die sieben goldenen Vampire!). Wie so viele Horrorfilme ist auch dieser als der letzte Film inszeniert; ein letzter Gruß aus der Zivilisation, die dem Ansturm der Mächte des Bösen ebensowenig standgehalten hat wie die einsamen Frauen, die von Texas heimgesucht werden.

Regisseur Richard Stanley, der sich in der Terminator-Fangemeinde im vergangenen Jahr durch Hardware einen Namen gemacht hat, ist selbst in Südafrika aufgewachsen und beschreibt seinen Film in einem Interview mit Splatting Image als „persönlichen Rachefeldzug“ gegen ein Land, wo „Ehemänner abends von der Arbeit nach Hause kommen, den Fernseher zerstören, ihre Frauen und Kinder erschießen und schließlich sich selbst“.

Die Magazine der Horror-Filmgemeinde sind voll von solch artigen Euphemismen. Wahrscheinlich ist Dust Devil in Wirklichkeit ein ökologisch abgerundeter Filmessay über die Beziehungen zwischen den Geschlechtern in der dritten Welt — was natürlich auch den Einsatz von Marianne Sägebrecht als Sektionsgehilfin rechtfertigen würde — bloß wir haben es nicht gemerkt und haben wieder bloß eine Reagansche Gerechtigkeitsmaschine auf dem privaten Rachefeldzug nach Kuwait gesehen. Mariam Niroumand

Dust Devil. Buch und Regie: Richard Stanley. Mit Robert Burke, Chelsea Field, Zakes Mokae, Marianne Sägebrecht.