Mann sucht Mann per Institut

In Travemünde gibt es eine  ■ »Partnervermittlung für Homophile«

Bei der „Partnerschaftsvermittlung für Homophile“ in Travemünde herrscht Hochkonjunktur. Immer mehr Schwule und Lesben melden sich bei Ilse Ritzka (46) mit dem Wunsch, einen gleichgeschlechtlichen Partner zu finden. Seit mehr als zwei Jahren vermittelt die ehemalige Hausfrau Männer an Männer und Frauen an Frauen.

Und der Erfolg gibt ihr recht: Jede/r dritte KandidatIn findet bei Frau Ritzka nach eigenen Angaben den gesuchten Partner oder eine Partnerin. Am Anfang hatte sie in ihrer Kartei über 250 Namen erfaßt. Zum neuesten Stand will die diskrete Agenturchefin nur soviel verraten: „Allein durch die Mund- zu-Mund-Propaganda werden es immer mehr.“ Auch über Preise und Geld überhaupt will sie „im Erfolgsfall“ prinzipiell nur mit Klientin oder Klient reden. Am Anfang der Vermittlung steht ein mehrstündiges Gespräch mit Beratungshilfe. Denn eines ist Grundsatz des Geschäfts: „Partnerschaften für eine Nacht vermittele ich nicht.“ Mittlerweile drohen die Anfragen der Vermittlerin schon über den Kopf zu wachsen: „Für Schwule und Lesben gibt es da einfach eine Versorgungslücke.“

„Das größte Problem ist, überhaupt eine Partnerin zu finden“, berichtet Tanja. Auch für sie war Frau Ritzka die letzte Hoffnung. Mit der sogenannten „Szene“ will sie nichts zu tun haben. Ein kurzer Ausflug in die von maskulinen Rollenklischees geprägte „Subkultur“ hat sie abgeschreckt. „Da laufen fast nur Mannweiber herum, die wie schwule Jungens wirken“, sagt die Studentin. Kontaktanzeigen blieben erfolglos. Das Problem: „Außerhalb der Szene ist es kaum möglich, ohne Vermittlung sympathische Gleichgesinnte zu treffen,“ sagt Tanja.

Wären gleichgeschlechtliche Ehen hilfreich? Tanja ist davon überzeugt: „Die gesellschaftliche Anerkennung ist der Weg raus aus der Subkultur.“ Frau Ritzka hat dagegen Bedenken: „Der Trauschein allein macht noch nicht stark“, sagt sie. Erst müßten gleichgeschlechtliche Partnerschaften von den Menschen als selbstverständlich angesehen werden. Die Eheschließung vor dem Standesamt nützt solange nichts, wie die eigene Familie dafür noch kein Verständnis habe. Jost de Jager/epd