Computer, Satelliten und lehmige Stiefel

■ Internationaler Geodätentag geht heute in Hamburg zu Ende / Landvermessung von Computern dominiert

geht heute in Hamburg zu Ende / Landvermessung von Computern dominiert

„Aufbau und Fortführung mit der ALK“, „Datenerfassung mit dem Informationssystem ARC/ INFO (alternativ mit Microstation GIS Environment)“, „Procart, Turbo, Unix“ - alles klar?

Verstehen dürften diese Termini wohl nur die über 10000 Geodäten, die bis heute unter dem Motto „Brennpunkt Geodaten“ im CCH tagen. Geodäten? Der Name, der aufs erste so kompliziert klingt, ist ganz einfach zu erklären. Geodäten befassen sich mit Vermessung und Darstellung der Erde und der Umwelt. Ihre Ergebnisse sind schlichtweg Daten unserer Erde - also Geodaten. Man könnte sie auch Landvermesser nennen, doch diese Bezeichnung käme fast einer Beleidigung gleich.

„Unser Berufsbild hat sich rapide verändert“, erklärt Ekkehard Matthias, einer der Organisatoren der Tagung, „die Vorstellung, daß wir mit lehmverschmierten Gummistiefeln und rot-weißen Stangen über die Felder ziehen, ist mittlerweile hinfällig. Wir sind halbe Computerspezialisten, ohne EDV geht nichts mehr.“ Folglich sitzen die Meßwütigen den größten Teil ihres Arbeitstages vor Luftbildaufnahmen, bei deren Auswertung hochmoderne Datenverarbeitungssysteme genutzt werden.

Eine Ausstellung in den Messehallen, an der sich fast 200 Firmen aus fünf Nationen beteiligen, rundet die Fach-Veranstaltung im CCH ab. Auf einer Fläche von 12000 Quadratmetern wird der neueste Stand der Vermessungs-Technik präsentiert. Interessant sind dabei zwei Entwicklungen.

Die „Satellitengeodäsie“ ermöglicht es dem Vermesser, mit Hilfe von zur Zeit 18 künstlichen Himmelskörpern, in knappen 20 Sekunden millimetergenau seine eigene Position auf der Erde zu bestimmen. Er braucht dazu lediglich ein kleines Empfangsgerät in der Größe einer Zigarettenpackung. Ein Triangulations-Theodolit aus dem Jahre 1861, der zwischen den High-Tech- Exponaten verloren wirkt, steht für längst vergangene Zeiten, in denen man für das gleiche Resultat Tage, Wochen und Monate brauchte. Lange zu rätseln braucht man nicht, wer dieses Wunderwerk erfunden hat - das Militär natürlich. „Doch das erwähnen wir nicht so gerne“, wirft Ekkehard Matthias ein, „denn wir wenden das schon etwas friedlicher an“.

Ebenfalls erwähnenswert ist die in Hamburg erprobte „Digitale Stadtgrundkarte“ (DSGK), die Pa-

1pierkarten ersetzen soll. „Wir messen nicht um des Messens Willen, wir wollen mit den Ergebnissen ja auch etwas anfangen“, erwähnt Matthias ein wenig stolz. Die DGSK stellt in digitaler Form alles auf einen Blick dar, von Abwasser-

1leitungen über Gebäudeumrisse bis hin zu Geschoßzahlen, aber auch Dioxin- und andere Belastungen im Boden. Sie ermöglicht so einen raschen Zugriff auf eine Fülle von Daten, für deren Zusammentragen man sonst viel Zeit investieren

1müßte. „Die DGSK macht die Stadt transparent.“ Es sei so möglich, gezielter zu planen und dabei die vorhandene Schädigung der Natur zu berücksichtigen. Bis jetzt sei Hamburg zu 95 Prozent digital erfaßt.

gag