Ein Fels in der Brandung

■ La Diva Montserrat Caballe ließ sich in der Musikhalle gebührend feiern

„Ich hatte da so ein kleines Problem wegen einer Gulaschsuppe.“ Mit dieser lapidaren Entschuldigung kommt Primadonna Montserrat Caballé, einst mit Freddy Mercury im Duo, nach einer langen und unvermittelten Pause inmitten ihres Liederabends zurück aufs Podium - und lacht. Was sie fortan veranstaltet ist kein Divenkonzert mehr, sondern auf einmal ein anheimelnd nettes Hauskonzert in der Musikhalle. Ganz privat, direkt und redselig.

Die Lieder von Vivaldi und Rossini in der ersten Hälfte des Programms waren sowieso dröge und gelangen einfach nicht gut. Gleich im ersten Stück „Un certo non so che“ von Vivaldi findet der Weltstar nicht die richtigen Töne, singt mal zu hoch, mal zu tief. Aber: alles schmalzt so schön, und immer noch kann die Caballé mit ganz atemberaubend leichten und immer bodenständig gesicherten Koloraturen beeindrucken.

Caballé steht wie ein Fels in der Brandung auf ihrem schweren Sängerkörper, bewegt sich nur minimal, und alles ist nur Stimme, nur Kehle, nur Mund. Obwohl sich die Sängerin ihr Publikum mit der kleinsten Geste untertan machen kann, setzt sie sich witzig und selbstironisch in Szene. Das Publikum erlebt endlich mal wieder einen ebenso herzlichen wie lockeren Star. Wie sollte man sonst aber auch anders den Schmelz, die Leichtigkeit eines Rossini präsentieren?

Zum zweiten Teil des Abends wechselt dann die Diva ihr Kostüm und erscheint im gewaltig glitzernden Schwarz auf der Bühne. Soll's nun ernst werden? Wohl kaum. Montserrat Caballé genießt die Elegien von Jules Massenet, formt melancholische Lieder mit südländischem Gestus zu beredsamen Klagen, immer klangschön, weit und offen.

Doch Montserrat Caballé ist glücklicher mit den Liedern Enric Granados, die sie in ihrer eigenen Sprache singt. Den französischen Text der Lieder vorher verschluckend, wird nun klarer artikuliert, um was es geht. Aber egal was passiert, das Publikum findet den Star großartig, denn er ist ihm nah und zum Anfassen.

Auch Klavierbegleiter Manuel Burgueras aus Buenos Aires, einst Solopianist, zeigt sich bei dieser Präsentation solidarisch. Humorvoll und musikalisch die Sängerin gezielt stützend, rundet er die Show zurückhaltend ab.

Am Ende stürzen aus den hintersten Reihen des Publikums einige Jünglinge mit Blumensträußen. Montserrat Caballé nimmt sie ihnen mütterlich ab. Und schließlich läßt sich der Star nicht lumpen. Vier Zugaben, darunter auch eine parodistische Nummer, beenden diesen Abend in der Musikhalle. Katrin Meyer