Vorstart-erregter Egon Coordes

■ Hamburger SV: Was passiert, wenn heute abend gegen Karlsruhe nicht gewonnen wird?

: Was passiert, wenn heute abend gegen Karlsruhe nicht gewonnen wird?

Irgendwie scheint dieser Mann, zumindest rein äußerlich betrachtet, nicht so recht dazuzugehören. Inmitten der glatten, geschniegelten Verantwortlichen des Hamburger Sportvereins wirkt Egon Coordes eine Spur zu kantig, zu uneben. Man merkt, daß der noble blaue zweireihige Clubblazer, in den der Fußballverein seine Angestellten steckt, für den Fußballehrer nicht mehr als eine Kostümierung darstellt. Eine, die seine Verbundenheit mit der sonstigen HSV- Nomenclatura darstellen soll. Eine Verbundenheit, die auch von Seiten des Vorstandes, des Managements und der Spieler in letzter Zeit verdächtig einträchtig betont wird. Etwa von Thomas von Heesen, dem fast 31jährigen ewigen HSV- Talent: „Wir, die Mannschaft, halten einheitlich zum Trainer. Wir haben ja Charakter.“

Ob das ausreicht, um heute abend um 20 Uhr im heimischen Volksparkstadion gegen den Angstgegner Karlsruher Sport Verein bestehen zu können, ist angesichts der zuletzt gebotenen Leistungen mehr als fragwürdig. Selten hat das einstige Bundesliga-Flaggschiff ein geringeres Saisonziel gehabt, als in dieser Spielzeit. Und nie wurde in einer solch prekären Tabellensituation so schönfärberisch agiert. „Wir sind auf dem richtigen Weg zu einer fundamentiert mittelmäßigen Mannschaft“, fabuliert Heribert Bruchhagen, gymnasialer Manager des Vereins, und wirft damit die Frage auf, was denn für den HSV Mittelmaß bedeutet. Etwa der 17. Tabellenplatz und eine sieglose Mannschaft? Vom Tabellenstand her ist die Coordes-Equipe auf dem Weg in die Zweite Bundesliga. Dementsprechend ist auch der Druck auf die Verantwortlichen.

Wie verzweifelt muß die Lage des Hamburger SV doch sein: Präsident Jürgen Hunke und Trainer Egon Coordes haben sich in dieser Woche weit herabgelassen und die zuletzt mit Kritik alles andere als zimperliche Lokalpresse in einem Round-Table-Gespräch um Geduld und Milde in ihrer Beurteilung gebeten. Tatsache aber ist: Spätestens eine weitere Punktspiel-Niederlage würde unangenehme Prozesse in Gang bringen: „Dann müßten wir uns alle an einen Tisch setzen und darüber nachdenken, was zu tun ist. Denn der HSV spielt nicht für den Präsidenten oder den Trainer, sondern für die Zuschauer. "Es geht um viel Geld“, drohte Hunke mit der Krisensitzung.

Das zweite Duell gegen den KSC innerhalb einer Woche ist nach dem 2:4-Pokal-K.o. für die Hanseaten und ihren 48jährigen Trainer damit mehr als eine gewöhnliche Partie. „Es ist ein Schlüsselspiel zur Wende zum Positiven oder Fortsetzung des Negativen“, gab Coordes zu. Er verspüre jedoch nur die normale „Vorstarterregung“. Er wehrt sich dagegen, seine Arbeit nach sechs oder sieben Spieltagen in Frage zu stellen und kündigte an: „Wir werden erleben, daß die Saat aufgeht. Nur den Zeitpunkt kann ich natürlich nicht sagen.“

Nach dem großen personellen Einschnitt zur neuen Saison müsse nun in Ruhe etwas gedeihen können. Coordes hat auch Erklärungen dafür, daß besonders die Neuen die Erwartungen nicht erfüllten. „Ein Keegan oder Hrubesch haben auch ein Jahr gebraucht“, meinte er.

Geht es nach Coordes, gibt es gegen den KSC zumindest den ersten Saisonsieg: „Wir sind dran. Es wäre unheimlich wichtig, um Ruhe und Sicherheit zu bekommen.“

kader