Sex, Essen & Gewalt

Als 1980 Punk noch rulte, brachte die Kiel-Lütjenburger Avantgardeband D-Mark ihre legendäre Single »GeldSexMachtGewalt« heraus. Der Slogan war zugkräftig bürgerverschreckend in Form eines Hakenkreuzes auf der Plattenhülle gestaltet worden. Damit konnte man die norddeutschen Gemüter erregen. Zur selben Zeit lief in Berlin im Kant-Kino »Deutschland Privat« an, ein Film, der sich um ähnliche Begriffe bemühte, die er allerdings mit reichlich Fleisch umhüllte. Deshalb konnten noch mehr Bürger erregt werden. Erwin Kneihsl, neben Robert van Ackeren damaliger Mitinitiator des Privat-Booms, ist beim Fleisch geblieben. »Sex, Essen & Gewalt« nennt er seine situativen Bildinstallationen, die er in Cafés, Klöster und Galerien hängt. Liebeskummer und Einsamkeit deutet er in Metaphern von Hunden und Hackenschuhen, die des Vierbeiners Schwanz durchstoßen. Mit der Zeit kann aus dem Leid des Mannes schon fast eine Obsession werden, für deren Realisation sich Kneihsl in Zusammenarbeit mit Richard Hoeck (als Super-Bonus!!) die Sonder-Ausstellung »Schuh-Love« ausgesponnen hat. Wenn das Warhol wüßte... In einer Zeit, da erst das Fressen und dann die Moral kommt; da Geld und Macht sich gegenseitig verzehren; und da Hunde nicht mehr ihrem Frauchen oder Herrchen die Pantoffeln ans Bett bringen, sondern als hochgezüchtete Kampfmaschinen weder Freund noch Feind kennen, hat sich Erwin Kneihsl also im Grunde aller derzeit wichtigen Gesprächsstoffe angenommen. Außerdem dauert die ganze Moritat von der Welt, die um uns lebt, nicht länger als drei Stunden, und zwar heute von 19 bis 22 Uhr. Dann ist der Ausstellungstrip »Sex, Essen & Gewalt III« in der Galerie Bruno Brunnet Fine Arts, Wilmersdorfer Straße 60/61 vorbei. Harald Fricke/Foto:Abb.: Galerie