Radler-Fete in der Stadt

■ Verhaltene Volksfeststimmung am Jungfernstieg und auf dem Rathausmarkt: Radfest und Rockspektakel

und Rockspektakel

Zwei Veranstaltungen unterschiedlicher Art sorgten am vergangenen Samstag in der Hamburger Innenstadt für lebhafte Unruhe. Am Alsteranleger drehte sich alles ums Fahrrad, derweil auf dem Rathausmarkt eine Unmenge uninteressanter Bands den musikalischen Hintergrund für eine Sauftour entlang der Bierstände lieferten.

Volle Plätze sowohl beim Rockspektakel als auch beim Radfest, das der Allgemeine Deutsche Fahrrad- Club (ADFC) veranstaltete. Etwa 15000 Interessierte tummelten sich laut ADFC von morgens um

1zehn bis zum Beginn der Tagesschau zwischen Jungfernstieg und Alsterwasser. Grund genug für einige Zeitgenossen, Anstoß zu nehmen. Sie regten sich königlich über Radler auf, die ihr Gefährt mit sich führten und angeblich Fußgängern in die Quere kamen. „Die sind ja genauso rücksichtslos wie Autofahrer“, schallte es unfreundlich durch die Spätsommerluft, die vom Oldtime-Jazz der „Blackbirds of Paradise“ geschwängert war.

Neben musikalischen Einlagen, für die auch die A-Capella-Truppe „Die Sirenen“ sorgte, Zirkus und

1BMX-Freestyle-Vorführungen, stellten Infostände und Diskussionen den größten Teil des Angebotenen dar. Besonders interessant war die Ankündigung Umweltsenators Fritz Vahrenholt, das Fahrradförderungskonzept läge bis Ende 1992 vor. „All die, die voller Vorurteile gegenüber Eugen Wagner sind, werden sich noch die Augen reiben“, so Vahrenholt vielversprechend. Doch genaue Details blieb er schuldig. Zum Lachen hingegen waren die Äußerungen Hans-Peter Siems vom ADAC. In einem Streitgespräch, über den Ärger mit sogenannten „Fahrrad-Rambos“ pries er den hohen Wert von Stadtautobahnen an. Zu unliebsamen Begegnungen könne es dort nämlich gar nicht kommen, weil halt verboten für Fußgänger und Fahrradfahrer. Folglich könne dann auch kein Fußgänger oder Radfahrer überfahren werden. Ist doch toll, finden wir.

Ebenfalls zum Lachen, allerdings auch gewollt, waren die Einlagen des Bader-Ehnert Kommandos. Zwei Schauspielernde, die als Anti- Fahrrad-Einheit GSG 4 durch die Menge tobten. Sie machten deutlich, daß man als Drahteselbesitzer den Autofahrern nur dankbar sein könne, schließlich sorgten die Abgase für den Treibhaus-Effekt. Das hieße immer schönes Wetter, da

1könne man das ganze Jahr über fahrradfahren. Auch toll, finden wir.

Eigentlich kein weiteres Wort wert ist das Rockspektakel. Drei Tage lang spielten 44 Bands, die

1zumeist aus Hamburg stammen. 44 Bands, die, wenn sie Eintritt verlangten, wohl vor fast leeren Häusern spielten. Aber, war ja umsonst. Ist doch auch schon ein bißchen toll, finden wir. gag