Wild-West in Ottensen

■ Schießerei zwischen Türken / MEK stürmt Haus / Pistolenschütze entkam

Im Verlauf einer Auseinandersetzung zwischen zwei türkischen Gruppen ist am Samstag Abend in Altona ein 25jähriger Mann durch einen Schulterschuß verletzt worden. Gegen 22 Uhr war es zunächst vor einem Imbiß in der Bahrenfelder Straße zu einer Schlägerei gekommen. Plötzlich zog ein 26jähriger Türke eine Pistole und schoß auf seinen Kontrahenten, der einen Schulterdurchschuß erlitt und daraufhin zusammensackte.

Während der Verletzte unter Polizeibegleitung ins Altonaer Krankenhaus gebracht wurde, flüchtete der Pistolenschütze in den nahegelegenen Arbeiterverein Bahrenfeld. Mehrere Streifenwagenbesatzungen sowie Bereitschaftspolizisten umstellten Sekunden später das Gebäude, vermuteten den Täter auf dem Dachboden des Mehrfamilienhauses. Eine halbe Stunde später durchsuchte ein halbes Dutzend BeamtInnen des alarmierten Mobilen Einsatzkommandos (MEK) das Haus. Die mit Stahlhelmen, Maschinenpistolen und schußsicheren Westen ausgerüsteten BeamtInnen spürten den Pistolenschützen aber nicht auf. Nach den letzten Ermittlungen war der namentlich bekannte Türke, nach dem auch gestern noch gefahndet wurde, durch einen geheimen Hinterausgang entkommen.

Über das Motiv der Schießerei konnte die Polizei gestern noch keine konkreten Angaben machen. Polizeisprecher Wolfgang Lüdtke: „Politische Motive können ausgeschlossen werden.“ Ob allerdings private Streitigkeiten oder Differenzen aufgrund von Rauschdealerei eine Rolle gespielt haben, vermochte Lüdtke definitiv nicht zu beantworten. „Dafür sind die Anhaltspunkte noch zu vage. Wir ermitteln noch.“ Nach Angaben von Drogenfachleuten soll nämlich in dem Imbiß gedealt werden.

Wenige Stunden zuvor war ein weiterer türkischer Arbeiterverein in der Rostocker Straße Ziel eines Polizeieinsatzes: In der Notrufzentrale war zuvor eine Bombendrohung eingegangen, der von der Polizei nach den vergangenen Anschlägen auf Ausländereinrichtungen als „ernstzunehmend“ eingestuft worden war. Die Polizei räumte daraufhin den Verein und eine benachbarte Wohnung, durchsuchte die Vereinsräume, fand aber keinen Sprengsatz. Auch in diesem Fall herrscht über das Motiv der ominösen Bombendrohung Unklarheit. Ein Arbeiterverein-Sprecher: „Wir haben mit niemandem Differenzen, weil wir uns aus politischen Diskussionen heraushalten.“ Doch ganz unumstritten ist der Arbeiterverein in St. Georg dann doch nicht. Ein Anwohner: „In den Laden wollte die Polizei immer schon gern mal rein, um nach Rauschgift zu suchen.“ Peter Müller