Alltäglicher Rassismus

■ In Iserbrook: Bürgerprotest gegen Containerdorf für Flüchtlinge

gegen Containerdorf für Flüchtlinge

Vereint unterm Sonnenschirm: redliche Blankeneser BürgerInnen bei Kaffee und Kuchen. Versammelt, um das Schlimmste zu verhüten: Das geplante Containerdorf für Flüchtlinge, direkt vor ihrem Gartenzaun. Das brachliegende Gelände geriet gestern bei der Informationsveranstaltung der Bürgerinitiative Simrockstraße zur Bühne für den versteckten und den unverhohlenen Rassismus - inzwischen auch Alltag in Hamburg.

Vor drei Wochen brach für die AnwohnerInnen der Iserbrooker Simrockstraße ihre heile Welt zusammen. Auf der Freifläche vor ihren Eigenheimen sollen im Rahmen eines Notprogramms Container für AsylbewerberInnen plaziert werden. Über den Winter, sagt die Sozialbehörde - „die werden wir so schnell nicht mehr los“, glauben die benachbarten Schrebergärtner und Sozialhäuslebauer. „Bosnische Flüchtlinge oder deutschstämmige Aussiedler, dagegen hätten wir nichts. Aber hier sollen Farbige hin, die sind ja nicht zu integrieren“ - zustimmendes Nicken vieler Schaulustiger zum Kommentar der stämmigen Anwohnerin, selbstgefällig in die laufenden Kameras der anwesenden Presse gesprochen. „Die scheißen uns hier alles zu, daß sind doch Affen“ - dem rotgesichtigen Hamburger Spießbürger steht schier der Geifer im Gesicht. Einige der Umstehenden wenden sich peinlich berührt ab - „damit wollen wir nichts zu tun haben“,

1wehrt Michael Michel, Sprecher der Bürgerinitiative, ab.

Man sei aber auch nicht frei von Ängsten, räumt er dann ein. Auf ihrem Schulweg müßten seine beiden Kinder schließlich immer an den Asylbewerbern vorbeilaufen. Und, man lese ja soviel über Kriminalität und Drogen. Container gehörten einfach nicht in Wohngebiete, so Michels unumstößlicher Standpunkt. „Voscherau hat ja auch keine Asylanten im Vorgarten“, ruft jemand dazwischen.

Die Bürgerinitiative fordert dagegen bereits seit einem Jahr, daß auf dieser brachliegenden Fläche 14 sozial-geförderte Eigenheime gebaut werden. „Der Wohnraum ist in der Stadt knapp, hier wäre Platz für vierzehn Hamburger Familien“,

1appeliert Michel. Mit den jetzigen Plänen verstoße der Senat gegen den Bebauungsplan und auch gegen Nachbarschaftsrecht - „Stop mit der Senatswillkür“, ist auf den Schildern zu lesen. Und - „Wir sind nicht rechts, nicht links - Was bringts?“

Ein Rechtsanwalt wurde von der Bürgerinitiative bereits alarmiert. Sobald die ersten Bauvorbereitungen in der nächsten Woche beginnen, wird eine Klage beim Gericht eingereicht. Und wenn sie abgelehnt wird? „Wir sind nicht diejenigen, die sich vor die Bagger werfen“, meint Michael Michel, „aber wir sind auch nicht diejenigen, die sich, wenn Krawallmacher kommen, schützend vor die Leute stellen werden.“ Sannah Koch