Erdgasrohr ins Watt getunnelt?

■ Erörterungstermin zur umstrittenen Europipe beginnt

Im Genehmigungsverfahren für die Verlegung der Erdgasleitung Europipe durch das niedersächsische Wattenmeer beginnt heute die Erörterung der Einwendungen. Gegen die Anlandung der aus Norwegen kommenden Pipeline durch den Nationalpark gibt es nach Angaben von Greenpeace bislang 76 Einwendungen.

Zwei Trassenführungen sind im Gespräch, die von Umweltverbänden und Bürgerinitiativen gleichermaßen abgelehnt werden. Nach langem Zögern und zwischenzeitlichen Drohungen, in den Niederlanden anzulanden, hat Statoil den Vorschlag Schröders zum Bau eines Tunnels in Erwägung gezogen. Bei einer Variante verläuft ein Tunnel von der Nordseeinsel Norderney zum Festland. Der zweite Vorschlag sieht eine kürzere Verlegung zwischen den Inseln Baltrum und Langeoog hindurch zum Fischerhafen Dornumersiel vor.

Diese „Accumer Ee“ genannte Trasse wird von der Landesregierung favorisiert. Die Gasleitung soll hierbei in der Schiffahrtsrinne nach Dornumersiel so weit wie möglich in einem Graben in dem Wattenmeerboden verlegt werden. Die restliche Entfernung zum Festland soll mit einem neuartigen technischen Verfahren unterquert werden. Diese Art der Verlegung ist nach Auffassung der Landesregierung auch unter Gesichtspunkten des Naturschutzes annehmbar.

Greenpeace-Sprecher Carsten Redlich dagegen bezeichnete die Accumer Ee-Trasse als –Mogelpackung“. Bei der Schiffahrtsrinne zum Hafen Dornumersiel handele es sich nicht um einen ausgebaggerten Seeweg, sondern um eine Art Flußlauf im Wattenmeergrund. Werde dieser „Priel“ für die Gasleitung ausgebaggert, würde das erhebliche Auswirkungen auf das Ökosystem im Wattenmeer haben. Außerdem sei das neue technische Verfahren zur Unterquerung des Wattenmeeres noch nie ausprobiert worden.

In der Küsten-Samtgemeinde Dornum hat sich vergangene Woche eine Bürgerinitiative gegen die Europipe gebildet. Sprecher Werner Ricono sagte, durch den Gasleitungsbau würden voraussichtlich nicht nur die Umwelt, sondern auch Fischerei und Fremdenverkehr beeinträchtigt. Die Grundsatzentscheidung der Bezirksregierung Weser-Ems soll am 12. Oktober fallen. Das dann folgende Planfeststellungsverfahren kann nach Ansicht der Landesregierung im Sommer 1993 abgeschlossen werden. dpa