...aber immer öfter

■ „genau“, So., ZDF 15.25 Uhr

Das Problem ist seit längerem bekannt, die Experten sind immer noch ratlos. Unausgeschlafen und leicht abwesend sitzen unsere Kinder auf dem Spielplatz und im Klassenzimmer herum. So spitz, so bleich, so käsig. Von ihrer Umwelt abgeschottet, nagen sie an ihren Fingernägeln, lassen die Haare ins Gesicht fallen. Überhöhter Fernsehkonsum ist oft die eigentliche Ursache. Wer Kinder hat, weiß das. Der Fernseher läuft meist schon am Nachmittag auf Hochtouren, so daß wir uns früh mit dem Fernsehen kindgerecht, aber auch kritisch auseinandersetzen können.

Der Medienpädagoge Dirk Chatelain fand es unheimlich wichtig, darüber mal zu sprechen, von Kind zu Kind. Eine Talkshow ist leider häufig vom Moderator abhängig. Je dümmer die Fragen, desto karger die Antworten. Caroline, Thomas, Dubrovka und Andreas gaben zwar höflich Auskunft über ihre Fernsehgewohnheiten, schauten sonst aber trotzig auf den Boden.

„Besser ist telefonieren“, gaben sie zu, „aber wenn man nichts anderes zu tun hat ...“ Auf einen täglichen Durchschnitt wollten sie sich nicht festnageln lassen. Auch ihre Vorlieben ließen sie im Dunkeln, empfahlen aber immerhin, „Kleinkinder sollten sich lieber Biene Maja ansehen als diese Brutalo-Horrorfilme“.

Auch ein Leben ohne Fernsehen würden sie aushalten, gaben sie etwas mürrisch zu, wohl an ein gefürchtetes Druckmittel der Eltern erinnert. Aber bis dahin sitzen sie vor der Glotze. Schließlich lernt man auch was dabei. Karatetritte und Catchgriffe für den Schulhof beispielsweise. Oder die Verfolgung und Erschießung verdächtiger Personen, wie in den Krimis.

Gäbe es einen Kinderkanal, so wünschten sie sich die derzeitigen Kinofilme, kindgerechte Nachrichten, Schauspielerportraits ganz privat und auch mal Reiten für die Mädchen. Na also! So weit von uns Alten liegen die Kleinen geschmacklich doch gar nicht! Vermutlich hat hier die jahrelange Gewöhnung ans Fernsehen einen entscheidenden Beitrag geleistet.

Fernsehkritik im Fernsehen muß ja nicht unbedingt radikal sein. Kindersendungen sollten nicht unbedingt kindisch sein. Wir wollen den Kleinen keinen Vorwurf machen. Doch die Anwesenheit des immerfort grinsenden Medienpädagogen Dirk empfanden wir durchaus als störend. Sollen die Kids doch ihr eigenes Programm machen; schließlich müssen sie es sich dann anschauen. Olga O'Groschen