AUSSERIRDISCHE RAUS! Von Mathias Bröckers

Seit Jahren ist der Kosmos einem Lauschangriff ausgesetzt: die Riesenantennen des SETI-Projekts (Search for Extraterrestrial Intelligence) suchen in den entferntesten Gegenden des Weltalls nach Beweisen für die Anwesenheit von Intelligenz — ohne Erfolg. Jetzt hat die NASA 60 Funksignale aufgefangen, die von Außerirdischen stammen könnten. „Die UNO will antworten“, meldete die Bild-Zeitung und bat die LeserInnen um Vorschläge für die Botschaft von der Erde. Die Antworten reichten vom Hilferuf, „Laßt uns nicht alleine!“, „Helft uns beim Umweltschutz!“ über ernsthafte Warnungen, „Wir sind blöd, ihr auch?“, „Wieso sollten wir freundlich zu Euch sein, wenn wir unsere Mitmenschen mit Brandbomben bewerfen?“ bis zur Urlaubsbuchung „Kann man bei Euch eine Ferienwohnung für 4 Personen buchen (mit Hund) im Sommer 2011?“ Gesetzt den Fall, die aufgefangenen Signale stammen nicht von einem CB-Funker gleich um die Ecke, sondern tatsächlich aus der Galaxie nebenan, gäbe es außer so wunderbaren Anfragen wie der nach einer kosmischen Bundesliga — „Habt ihr Platz für den Vfl Bochum, denn die spielen Fußball vom andern Stern“ — irgendetwas, daß die Erde wirklich mitzuteilen hätte? Wie hätte die Botschaft auszusehen, die die UNO-Bürokraten offiziell in den Äther schicken? Um sicherzugehen, daß ihre Antwort verstanden wird, müßten sie die Erde aus einer möglichst außerirdischen Perspektive betrachten, was physikalisch-technisch kein großes Problem darstellt. Sobald es aber um die Beschreibung der Erdlinge und ihres Treibens geht, werden sie auf Schwierigkeiten stoßen, mit denen schon die alten Römer zu kämpfen hatten: Es ist schwer, keine Satire zu schreiben. So läßt sich zum Beispiel die Tatsache, daß die domestizierten Primaten permanent hinter bunten Stoff-Fetzen (Symbolen) hermarschieren und sich für die Wahrheit von Hirngespinsten (Ideologien) gegenseitig abschlachten, kaum als intelligentes Handeln darstellen. Es ist ein brutal dummer Witz und er ist Basis für all das, was die Erdlinge „Kreativität“ nennen: Kain kam nur deshalb zum Kabelfernsehen, weil der Faustkeil, mit dem er seinen Bruder erschlug, verbesserungswürdig war.

Wo aber der Gebrauch von Werkzeugen den domestizierten Primaten vom Affen unterscheidet und der Krieg der Vater aller Werkzeuge ist — um was hätten wir die Außerirdischen zu bitten, wenn nicht um Krieg! D. h. um eine massive, wirksame Drohung, die Mannschaft der Erdlinge wegen fortgesetzten groben Foulspiels (und Schiedsrichterbeleidigung) ein für allemal vom Spielplan der intergalaktischen Super- Liga auszuradieren. Was der Staatszüchter Carl Schmitt einst den Nazis empfahl — daß Stärke und Einheit im Inneren wachsen, je deutlicher ein äußerer Feind markiert wird — gilt für die Erziehung von Primaten- Horden nach wie vor: Daß sie ein Erdvolk und Freund sind, werden sie erst merken, wenn ein außerirdischer Feind auftaucht. Ein paar Gelbe (Laserbeam-)Karten auf Jugoslawien, Palästina und andere akute Krisenherde zu verteilen, wäre für's erste schon mal ganz gut. Ob sie ausreichen, ist indessen fraglich, denn bis dato haben sich die Erdlinge immer erst dann als lernfähig erwiesen, wenn es nachhaltig und schmerzhaft auf dem Pelz brannte. Von daher sollten wir besser gleich um eine kleine Invasion bitten: die Menschheit braucht dringend neue Ausländer, um zu kapieren, daß die alten keine sind.