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"Ist Pazifismus für Euch nicht mehr gangbar?

■ betr.: "Plädoyer für eine Erneuerung", taz vom 29.8.92

betr.: „Plädoyer für eine Erneuerung“ (Offener Brief der Bürgerbewegung „Bündnis90“ an die Friedensbewegung),

taz vom 29.8.92

Liebe Freundinnen und Freunde,

[...] Viele Punkte Eures Briefes kann ich mittragen. [...] Ich akzeptiere selbst das Prinzip der Einmischung — nur steht die Frage: Wie einmischen?

Sich der Instrumentarien einer UNO zu bedienen, sie zu akzeptieren (der Zweck heiligt die Mittel), einer UNO, die versagt hat, die mißbraucht wurde und jederzeit wieder mißbraucht werden kann, ist aus meiner Sicht falsch und sträflich. Wie die Möglichkeiten dieser UNO genutzt werden, hat der Krieg am Golf doch deutlich gezeigt. Völkermord ist nach wie vor nur mit Waffen und Waffensystemen möglich, die wiederum den Reichtum für andere bringen. Jeder Rüstungsexport ist zu verbieten, ein ähnliches Abkommen wie der Atomwaffensperrvertrag sollte dazu gefordert werden. Solange Waffen produziert werden und Gewinne bringen, werden sie auch eingesetzt. Blauhelmeinsätze werden das nicht verhindern.

Unheilvoll geistert durch deutsche Münder die Meinung: „Deutschland ist wieder wer, Deutschland muß seiner Verantwortung gerecht weren!“ Wer sich mit in diese Richtung begibt, muß aufpassen, daß er nicht in Strömungen gerät, die wieder ein großmächtiges Deutschland installieren wollen. Ich lehne jeden Schritt in diese Richtung ab. [...]

Deutschland muß, gerade mit Sicht auf seine Vergangenheit, andere friedensstiftende und konfliktlösende Wege gehen als durch Beteiligung an Blauhelmeinsätzen. Hinter diesen Ambitionen einer Grundgesetzänderung stehen Machtgelüste.

Es ist tragisch, wenn in der Bundestagsgruppe Bündnis90/Grüne einer die anderen eines „verstaubten Pazifismus“ bezichtigt. Ist Pazifismus für Euch nicht mehr gangbar? Vielleicht solltet Ihr Euch mehr mit Mahatma Gandhi beschäftigen.

Euren Gedanken zum Bürgerkrieg in Jugoslawien gehe ich mit. Eine gesamtdeutsche Friedenswerkstatt wäre dringend nötig. Und sie kann aus den nach wie vor vorhandenen Ansätzen der ostdeutschen Friedens-, Umwelt- und Menschenrechtsgruppen fruchtbar werden, gemeinsam mit den vielen existenten westdeutschen Gruppen, die sich für Frieden und Gewaltlosigkeit engagieren. Mathias Ladstätter,

Neues Forum, Mitglied des

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