Das Sekten-Imperium wächst

■ Scientology: Mehrere Berliner Firmen gehören zum weltweiten Konzern-Imperium

Berlin. Vitamincocktails gibt es nicht in der Szene-Pizzeria »Tomatensosse« in der Reichenberger Straße. Das sollte man aber eigentlich erwarten: Das italienische Restaurant ist offenbar eine der Tarnfirmen der Scientology-Sekte. Damit scheint der Psycho-Kult, der seine Mitglieder mit Sauna-Gängen (»Reinigungs-Rundown«) und Vitamin- Shakes (»Niacin«) traktiert, um die Radioaktivität aus dem Körper zu spülen, jetzt auch in kleineren Betrieben Fuß zu fassen.

Die »Tomatensosse« findet sich auf einer Liste, die Tausende von Firmen der weltweiten Wirtschafts- Organisation W.I.S.E. (»World Institute of Scientology Enterprises«) aufführt. Die Mitgliedsfirmen von W.I.S.E. benutzen die L.-Ron-Hubbard-Ideen (»LRH-Tech« im Sektenjargon), die krude Weltanschauung des verstorbenen SF-Autors und Sekten-Gurus Hubbard, um »Ethik« und »geistige Gesundheit« in die Welt des Business zu bringen. Das geht manchmal ins Auge. Firmenchefs, die dem Psycho-Kult angehören, haben häufig nichts Besseres zu tun, als der Sekte so viel Geld zu spenden, daß das Unternehmen in die wirtschaftliche Schieflage gerät. Jüngster Fall: der Scientologe Karl- Erich Heilig, vor einiger Zeit noch »Assistent der Geschäftsleitung« von Radio Wegert, hatte in Mecklenburg eine Werbefirma hochgezogen. In nur einem halben Jahr flossen sechs Millionen auf das Konto diverser Scientology-Tarnunternehmen. Heilig wurde im August verhaftet: Er soll dem Finanzamt rund 900.000 Mark vorenthalten haben. Ein weiteres Unternehmen, das W.I.S.E. angeschlossen ist, arbeitet in Mitte: Die Werbeagentur Egon Luck. Das Unternehmen war bereits 1991 aufgefallen, weil es über die Scientology-Firma »U-Man International« mehrere hundert Mitarbeiter, vor allem aus den neuen Bundesländern suchte. Die Bewerber mußten den berüchtigten »Hubbard-Persönlichkeitstest« ausfüllen. Der Chef der »Tomatensosse«, Guiseppe Lo Dico und seine Ehefrau, auf die Sekten- Connection angesprochen, möchten sich »nicht äußern«. Burkhard Schröder