Erotisches Ambiente und Stimulanzen

■ Zweiter Hurenball wird von Hdk-Studenten im Tränenpalast ausgestaltet

Berlin. »Hatten Sie dieses Jahr schon Ihren Höhepunkt?« Um diese und andere »frivole« Fragen ging es gestern zu ungewöhnlich früher Stunde für einen Nachtclub in der »Villa Rasputin«. Auf den roten Plüschsofas, wo normalerweise die Prostituierten mit ihren Gästen ihrem (noch) nicht anerkannten Beruf nachgehen, hatten es sich JournalistInnen bequem gemacht, um Näheres über den zweiten Hurenball am 17. Oktober zu erfahren.

Die Frauen von Hydra — Beratungsstelle und Treffpunkt von Prostituierten — verkündeten in vertrauter Umgebung das Programm für die »schräge, dekadente und rauschende Ballnacht« im Tränenpalast an der Friedrichstraße. Beim Ball mit dem Motto »Beruf: Hure« soll es »nicht so artig« zugehen wie beim ersten Hurenball vor vier Jahren. Für eine »lustvolle Ausgestaltung« und das Outfit der Frauen sorgen DesignstudentInnen der HdK, die trotz unentgeltlicher Arbeit von der Idee begeistert sind. Jörg Hundertpfund, Lehrbeauftragter an der HdK, der »nie ernsthaft erwogen hat, einen Puff zu besuchen«, hat eigens für den Hurenball, der keine »Arbeitsamtveranstaltung« ist, mehrere Bordelle aufgesucht, um »die Gestaltung an Puffs anzulehnen und doch auch etwas völlig anderes zu machen.«

Die Suche nach »erotischem Ambiente und Stimulanzen« war erfolgreich: eine große Vagina am Eingang als Wegweiser, ein langer Gang aus Stoff mit Überraschungen, Monitore und Séparées, zum Teil meterlange Penisse mit Flügeln erwarten die 750 Besucher. BekleidungsdesignerInnen von der Hdk sorgen für das Outfit der Huren. Die Figur der Hydra erscheint auf allen Kleidern, für jede Dame gibt es ein maßgeschneidertes Kostüm. Schlangen auf dem Kopf, Schlangen auf der Brust, um Arme geschlungen und zwischen den Beinen. Der Erlös kommt dem neu gegründeten Verein der Freunde und Sympathisanten von Hydra zugute, der für die Anerkennung der Prostitution als Beruf kämpft. Barbara Bollwahn

Kartenvorverkauf ab Ende der Woche bei Hydra 3128061, Prinz Eisenherz 3139936, Kant-Kasse 3134554, Theaterkasse am Quartier Latin 2627070, Theaterkasse Schöneberg 7812100.