Genfer Bosnien-Gespräche endeten ohne Ergebnisse

Sogar die Wiederaufnahme der Hilfsflüge verzögert sich/ UNO-Abstimmung über Ausschluß Jugoslawiens  ■ Aus Genf Andreas Zumach

Die Bosnien-Gespräche der Jugoslawien-Konferenz in Bonn brachten keine nennenswerten Ergebnisse. Und selbst die einzige konkrete Absprache bleibt zunächst ohne praktischen Wert. Zur Wiederaufnahme der Hilfsflüge nach Sarajevo nämlich wird es — wenn überhaupt — frühestens Anfang Oktober kommen. Die Luftbrücke ist seit dem Abschuß eines italienischen Transportflugzeuges am 3. September unterbrochen. Nachdem die Führer der drei bosnischen Kriegsparteien Sicherheitsgarantien für Flugzeuge und Landtransporte der UNO zugesichert hatten, hat das UNO-Hochkommissariat für Flüchtlinge (UNHCR) die Wiederaufnahme der Hilfsflüge empfohlen.

Bis zum Montag sollten die vor dem 3. September an der Luftbrücke beteiligten 19 Staaten erklären, ob sie erneut Transportmaschinen oder Piloten bereitstellen. Bis zum gestrigen Dienstag antworteten lediglich die Bundesrepublik Deutschland, Norwegen und Kanada positiv. Aber auch diese Länder stellten zusätzliche Bedingungen. Die Deutschen und Norweger wollen nur Flugzeuge entsenden, die zum Beispiel mit elektronischen Geräten zur Aufspürung und Abwehr von Antiflugzeugraketen ausgerüstet sind. Entsprechend ausgestattete Flugzeuge stehen frühestens Anfang Oktober zur Verfügung. Unter diesen Umständen wird es in diesem Jahr möglicherweise nicht mehr zur Wiederaufnahme der Flüge kommen. Denn nach Einschätzung des UNHCR kann der Flughafen von Sarajevo wegen des Wintereinbruchs schon ab Mitte Oktober nicht mehr angeflogen werden.

Auf zunehmende Schwierigkeiten stoßen auch die Landtransporte. Am Wochenende war ein Hilfskonvoi, der für die mehrheitlich von Muslimen bewohnte Stadt Srbenica (nordöstlich von Sarajevo) bestimmt war, von rund zweihundert serbischen Frauen und Kindern erfolgreich an der Weiterfahrt gehindert worden. Nach Berichten von UNHCR-Mitarbeitern vor Ort wurden die Frauen und Kinder bei der Blockade von serbischen Milizen unterstützt. Das UNHCR sowie die UNPROFOR stehen dieser neuen Art von Behinderung bisher hilflos gegenüber.

Die Verhandlungen über die konstitutionelle Zukunft Bosnien-Herzegowinas sind festgefahren. Vor ihrer Abreise aus Genf am Montag abend bekräftigten Serbenführer Karadzic und der bosnische Außenminister Silajdzic noch einmal ihre völlig unvereinbaren Positionen. Karadzic will die Aufteilung der ehemaligen jugoslawischen Teilrepublik in drei Kantone, Silajdzic beharrt auf dem Erhalt eines „gemeinsamen multikulturellen Staates in den bisherigen Grenzen“. Silaijdzic, der während der viertägigen Genfer Gespräche eine direkte Begegnung mit dem „Kriegsverbrecher“ Karadzic abgelehnt hatte, schlug vor, künftig den serbischen Ministerpräsidenten Panic an den Verhandlungen zu beteiligen. Unklar blieb die Haltung der kroatischen Delegation unter ihrem Führer Boban. Sowohl Silajdzic wie Karadzic betonten ihre jeweils „guten Kontakte“ zu Boban.

Unterdessen gelang es Panic in New York nicht, den Ausschluß Rest-Jugoslawiens aus der UNO zu verhindern. Die Abstimmung der Vollversammlung der UNO über diesen Punkt wurde für gestern abend erwartet.