Nur eine Atempause für die Nordsee

Paris (dpa) — Nach zähem Ringen haben sich europäische Umweltminister gestern in Paris auf ein neues Abkommen zum Schutz der Nordsee geeinigt. Allerdings räumt das „Übereinkommen über den Schutz der Meeresumwelt des Nordost-Atlantiks“ Großbritannien und Frankreich die Möglichkeit ein, zu einem späteren Zeitpunkt ihren schwach- und mittelradioaktiven Abfall ins Meer zu kippen. Grundsätzlich sieht das Abkommen ein Verbot der Abfallbeseitigung im Nordost-Atlantik vor. Durch die Zugeständnisse an Großbritannien und Frankreich ist es nach Ansicht von Beobachtern jedoch deutlich verwässert worden. Zeitweise stand das zweitägige Treffen am Rande des Scheiterns. Bundesumweltminister Klaus Töpfer äußerte sich deutlich unzufrieden, daß Großbritannien und Frankreich nicht zu einem dauerhaften Verbot der Verklappung ihres schwach- und mittelstrahlenden Atommülls bereit gewesen seien. Im einzelnen sei auf Drängen Großbritanniens und Frankreichs beiden Ländern die Option eingeräumt worden, nach einem „Dumpingverbot“ von 15 Jahren radioaktive Abfälle wieder ins Meer zu leiten.

Am Rande der Konferenz hieß es, Großbritannien sei es vor allem darum gegangen, sich die Möglichkeit offenzuhalten, später ihre Atom- U-Boote im Meer zu versenken. Bei dem langen Moratorium — zunächst hatte London zehn Jahre gefordert— hoffe man auch darauf, neue technische Wege zur Abfallbeseitigung zu finden. Bei schwach- und mittelstrahlendem Atommüll handelt es sich zumeist um medizinische Abfälle aus der Strahlentherapie sowie um Abbruchmaterial von Atomkraftwerken.