„Langer Marsch für gleiche Rechte“

■ Sternmarsch von KurdInnen und TürkInnen von Rassisten angegriffen

Berlin (taz) — Es sind die ImmigrantInnen und nicht etwa die deutsche Linke, die eine der größeren Aktionen gegen die rassistischen Überfälle auf Flüchtlinge organisiert haben. Der europaweite „Sternmarsch für gleiche Rechte — gegen Rassismus“ wird von türkischen und kurdischen ImmigrantInnen der DIDF, der „Föderation der demokratischen Arbeitervereine aus der Türkei in der BRD“ und ihren Schwesterorganisationen in Europa getragen. Zwar nehmen bei den Aktionen vor Ort Deutsche teil, nicht jedoch am Sternmarsch selbst.

Mehmet Kalli, ein Sprecher des Komitees „Langer Marsch für gleiche Rechte“, wünscht sich eine stärkere Beteiligung der Deutschen. „Sie sollten das nicht den Ausländern überlassen. Der Rassismus ist nicht nur ein Problem der Ausländerinnen und Ausländer.“ Immerhin unterstützen bisher über hundert bundesdeutsche Organisationen aus dem linken Spektrum die Aktion.

In Berlin, Hamburg, Wien, Genf, Amsterdam und Paris sind am 19. September Gruppen mit insgesamt rund 250 TeilnehmerInnen zum Sternmarsch aufgebrochen. Die österreichische Gruppe wird heute in München erwartet, die holländische Gruppe wird am Mittwoch in Bochum mit der Hamburger Gruppe zusammentreffen. Die Schweizer Gruppe wird durch Frankreich nach Brüssel weiterziehen, wo am 3. Oktober alle Gruppen zusammentreffen werden. Dort ist eine große Abschlußdemonstration und die Übergabe von Unterschriftenlisten an das Europaparlament geplant. „Wir wollen mit unserem Sternmarsch ein Zeichen setzen gegen die heuchlerische Ausländer- und Asylpolitik“, heißt es in einer Erklärung des Komitees.

Die Vorbereitungen für die Aktion laufen bereits seit dem vergangenen Jahr. „Die Idee entstand nach der breiten Terrorwelle gegen mehrere Flüchtlingsheime im Oktober '91. Danach gab es einige Gegenaktionen und die große Demo am 9. November, aber dann ist das wieder eingeschlafen. Es wird nur reagiert. Da muß erst etwas wie Hoyerswerda und Rostock passieren“, kritisiert Mehmet Kalli die mangelnde Kontinuität in der Antirassismusarbeit.

Zu einem Zwischenfall kam es am Montag in Brandenburg. Nach Angaben von Kalli griffen dreißig bis vierzig Neonazis die Demonstration an, zu der Schülerräte anläßlich des Eintreffens der Berliner Sternmarschgruppe aufgerufen hatten. Die Neonazis bewarfen die DemonstrantInnen mit Steinen, konnten aber in die Flucht geschlagen werden. Nach Angaben von Kalli nahm die Polizei mehrere Rechtsradikale fest.

Wer sich dem Sternmarsch anschließen möchte — auch nur für eine Etappe — kann das Komitee „Langer Marsch für gleiche Rechte“ unter der Telefonnummer 0203/53289 erreichen. Doro Winden