Jungfegerinnen gesucht

■ 1.500 Lehrstellen in Bremen unbesetzt / Lehrstellenbörse nur für Jungs?

„Das hier ist doch alles nur für Jungs“, sagt Janine (15) zur diesjährigen Bremer Lehrstellenbörse. Auch ihre Klassenkameradin Claudia (16) ist enttäuscht: sie will lieber Hotelfachfrau werden. „Für uns gibts nur wenig Auswahl, z.B. Friseurin, aber da verdient man ja nichts.“

Mit den handwerklichen Berufen wie Konditor, Glaser, Gebäudereiniger, Kfz-Mechaniker, Maler..., die im Berufsförderungszentrums der Handwerkskammer gestern und heute vorgestellt werden, können die beiden wenig anfangen. Mit Videofilmen und bunten Broschüren, Frisbeescheiben, Holzbleistiften und Orangensaft werben die Innungen an mehr als 18 Ausstellungsständen für eine handwerkliche Ausbildung. Unter dem Motto „Handwerk hat Zukunft“ luden Handwerkskammer und Innungen alle Bremer Schulen ein. Gestern kamen an die 2000 SchülerInnen, um sich über krisenfeste Jobs mit guten Aufstiegschancen zu informieren.

Der Lehrlingsnotstand sei akut geworden, meinte ein Bezirksschornsteinfeger. „Von den 8 Ausbildungsplätzen in meinem Betrieb ist nur die Hälfte besetzt.“ Günther Dahlbeck, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft, schätzte die Zahl der offenen Lehrstellen auf knapp 1500, „nur 1000 davon sind beim Bremer Arbeitsamt gemeldet“. Ihm ist es wichtig, mit der Lehrstellenbörse das Image des Handwerks aufzupeppen. Und: „Wir wollen vor allem Mädchen ansprechen“. Das Handwerk, so Dahlbeck „ist nicht mehr die Schinderei von früher“. Allein im Bauhandwerk gehe es noch altmodisch zu: „Dort ist die Mädchenausbildung seit 1938 verboten“,so Dahlbeck. Das Gesetz sei zwar überholt, räumte er ein, doch bis auf die DachdeckerInnen hielten sich alle noch daran.

Mädchen hatten es allerdings gestern schwer, sich mit der Handwerksarbeit zu identifiziere: Die Gebäudereiniger zeigten eine Leiter mit Schaufensterpuppe (männlich!), und in den meisten Broschüren sind Jungs abgebildet. Nur das Tischlerhandwerk ist bei den Mädchen noch beliebter als Friseurin.

Auf die Jungs kann das goldende Handwerk sich in Zukunft auch nicht mehr verlassen: z.B. Micha (16) will nach der Realschule erstmal studieren und „sich nicht, wie mein Vater, zu Tode schuften.“ MaWi