Diego Maradona lebt wieder

■ Der Wechsel des argentinischen Fußballers Diego Maradona vom SSC Neapel zum FC Sevilla ist perfekt

Berlin (taz) — „Die Freiheit ist nah“, jubilierte Diego Armando Maradona, nachdem beim Weltfußballverband in Zürich die Verhandlungen über seinen Transfer vom SSC Neapel zum FC Sevilla begonnen hatten, und fügte hinzu: „Der Tag, an dem sie mich wieder Fußball spielen lassen, wird der glücklichste meines Lebens sein.“ Am Dienstag war es so weit. „Maradona spielt ab sofort in Sevilla“, verkündete Präsident Luis Cuervas in Zürich. „Heute beginne ich zu leben“, strahlte Maradona in Sevilla.

Damit endete ein monatelanges Tauziehen um den 31jährigen Ballmagier aus Argentinien, der sich im April 1991 aus der italienischen Liga geschnupft und wegen Kokainkonsums eine fünfzehnmonatige Sperre kassiert hatte. Maradona wollte auf keinen Fall wieder in Italien spielen, wo er nach dem Weltmeisterschafts- Halbfinalsieg Argentiniens gegen die Italiener ein permanentes Spießrutenlaufen zu absolvieren hatte. Doch Neapels Präsident Corrado Ferlaino, schon zu Diegos Napoli- Zeiten des öfteren im Clinch mit seinem Star, wollte den Spieler, dessen Vertrag mit dem SSC noch bis zum 30. Juni 1993 lief, erst überhaupt nicht hergeben und forderte dann erheblich mehr Geld, als Sevilla auszugeben bereit war. Noch vor den Züricher Gesprächen verlangte Neapel neun Millionen Dollar, die Spanier boten 4,5. Nach fünfstündiger Verhandlung einigte man sich auf 7,5 Millionen Dollar, das Gehalt Maradonas soll für seinen Einjahresvertrag mit Option für ein weiteres Jahr rund 4,6 Millionen Mark betragen.

Nur für geringe Irritation hatte das kurzfristige Störmanöver des Lokalrivalen Betis Sevilla gesorgt, dessen Repräsentant plötzlich doppelt soviel bot wie der von Argentiniens Weltmeistercoach von 1986, Carlos Bilardo, betreute FC. „Diego ist sich mit dem FC Sevilla einig“, hatte der Bevollmächtigte des Argentiniers klargestellt, „er wird entweder hier oder nirgendwo spielen.“

Die Ruhmesfedern für die Lösung des komplizierten Falles Maradona heftet sich ungeniert die FIFA an den Hut, die den kleinen Virtuosen aus Südamerika unbedingt bei der WM 1994 in den USA dabeihaben will, weil er der einzige Fußballer außer Pelé ist, den man auch in den Vereinigten Staaten kennt. Die FIFA hatte den italienischen Verbandspräsidenten Matarrese als Vermittler eingeschaltet und die beiden Clubs in Zürich an den Verhandlungstisch gebracht. Nicht ohne Gegenleistung selbstverständlich. „Die internationale Fußballfamilie hat alles für Maradona getan“, sagte Generalsekretär Joseph Blatter, „nun muß er alles tun, um sich dies zu verdienen.“ Was die FIFA darunter versteht, blieb nicht lange unklar. Der Transferpakt verpflichtet den gelegentlich vorlauten Maradona, der in der Vergangenheit wiederholt harsche Kritik am Weltfußballverband geäußert hatte, von Attacken auf Fußballfunktionäre, insbesondere FIFA-Offizielle, abzusehen. Außerdem darf Maradona in den nächsten zwei Jahren nicht an einen italienischen Verein verkauft werden, und es ist ihm untersagt, „beleidigende Bemerkungen über die italienische Kultur“ von sich zu geben.

Corrado Ferlaino erklärte, daß er Maradonas Wechsel zugestimmt habe, weil dies „im Interesse des Fußballs allgemein“ sei, auch wenn er eigentlich denke, daß Verträge respektiert werden müßten. Blatter sprach von einem „einzigartigen Fall in den Annalen des Fußballs“, sagte aber, die FIFA habe keinen Druck auf Neapel ausgeübt, sondern nur die Rolle eines Vermittlers und Schiedsrichters gespielt. „Wir waren überzeugt, daß zwei Clubs von derartigem Prestige eine Einigungsebene finden würden.“

In etwa einem Monat werde er fit genug sein, um ein ganzes Liga- Match durchzustehen, hatte der eifrig trainierende Maradona kürzlich gesagt, seinen Einstand auf dem Spielfeld soll er am nächsten Montag in einem Freundschaftsspiel gegen Bayern München geben. „Ich hoffe, daß ich mich mit Toren revanchieren kann“, dankte er allen, die seine Rückkehr zum Fußball möglich gemacht hatten und fand am Ende sogar für Erzfeind Ferlaino noch versöhnliche Worte: „Eines Tages würde ich gern mit ihm sprechen.“ Matti