Deutscher Umwelttag endet im Krach

■ Wütende Aussteller fordern Regreß und die Entlassung des umstrittenen Geschäftsführers Weinz

Frankfurt/Main (taz) — Nach der verheerenden Resonanz auf den zweiten Deutschen Umwelttag (DUT) wird es eine Veranstaltung dieser Größenordnung und dieses Anspruchs in absehbarer Zeit nicht mehr geben. Der Versuch der DUT- Verantwortlichen, am Ende des fünftägigen Treffens den entstandenen Schaden zu begrenzen, endete am Dienstag nachmittag mit einem Eklat. Im Verlauf der Abschlußpressekonferenz machte ein Aussteller- Vertreter der parallel in der Frankfurter City veranstalteten Öko- Märkte seinem Ärger über Organisationschaos und Konzeptionslosigkeit Luft. Zahlreiche Teilnehmer der Märkte wollen wegen der Standkosten Regreßansprüche stellen. Er zum Beispiel habe sich mit seinem Umwelt-Büchertisch unversehens im Dunstkreis einer Gruppe von Bhagwan-Jüngern wiedergefunden, Passanten hätten ihn gefragt, wer „denn diesen Flohmarkt hier veranstaltet“. Besonders verärgert sind die Aussteller über die Öffentlichkeitsarbeit während des Umwelttages.

Insbesondere die Behauptung vom Wochenende, bis zu 100.000 Besucher hätten die Veranstaltung besucht, sorgt für Wirbel und könnte zur Entlassung des umstrittenen DUT-Geschäftsführers Wolfgang Weinz führen. Dabei hatten die Veranstalter kurzerhand alle Passanten und Samstagseinkäufer im Bereich der Öko-Märkte in der City für sich in Anspruch genommen. „Die Zahlen“, verteidigte der DUT-Vorstandsvorsitzende Reinhard Sander die merkwürdige Bilanzierung, seien „mit der Polizei abgestimmt gewesen“.

Der Aussteller-Vertreter verlangte, daß die Verantwortlichen mit möglichen künftigen Veranstaltungen dieser Art „nichts mehr zu tun haben“. Geschäftsführer Weinz müsse sofort gefeuert werden.

Zuvor hatte Sander das Dialog- Konzept mit allen an der umweltpolitischen Auseinandersetzung Beteiligten verteidigt. Die Einbindung des Deutschen Gewerkschaftsbundes und des Deutschen Sportbundes wertete der DUT-Präsident als „ungeheuren Fortschritt“, den Eröffnungsauftritt des Bundespräsidenten gar als „historisches Ereignis“.

Dagegen erklärte der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), einer der insgesamt dreizehn veranstaltenden Verbände, das Konzept für gescheitert: „Die Industrie hat sich dem Dialog verweigert; sie ist zwar gekommen, um sich zu präsentieren, aber nicht, um ernsthaft zu diskutieren.“ Eckard Engert, der im DUT-Vorstand den BUND repräsentiert, sprach von einer „umweltpolitischen Eiszeit“, in der die Industrie versuche, unter den Bedingungen der ökonomischen Krise noch einmal ohne ökologische Rücksichten durchzustarten.

Jochen Flasbarth, Präsident des Naturschutzbundes Deutschland und DUT-Schatzmeister, entschuldigte sich im Verlauf der Pressekonferenz für die Fehler, die gemacht worden seien. Sie dürften nicht „der Umweltbewegung als ganzer“ angelastet werden. Während der fünftägigen Veranstaltung sind nach Angaben der Veranstalter 17.000 Karten verkauft worden, auf 100.000 hatte man gehofft, mit 35.000 kalkuliert.

Die jugendlichen Initiatoren der Gegenveranstaltung „DUT von unten“, wollen sich mit dem Debakel nicht abfinden und laden für den Sommer 1993 zu einem großen internationalen Umweltfestival nach Magdeburg. Gerd Rosenkranz