Alles Banane? Nicht immer!

■ Der Deutschen zweitliebste Frucht wird in harten Chemikalien gebadet / Bananenschalen enthalten Rückstände von Pestiziden und allergieauslösende Substanzen

Alles Banane? Nicht immer! Der Deutschen zweitliebste Frucht wird in harten Chemikalien gebadet / Bananenschalen enthalten Rückstände von Pestiziden und allergieauslösende Substanzen

Die Banane steht in der Beliebtheitsskala der Deutschen nach dem Apfel gleich an zweiter Stelle. Kein Wunder, denn die exotische Frucht schmeckt nicht nur gut, sie ist auch gesund. Außerdem ist sie ein idealer Zuckerersatzstoff im Haushalt, zum Beispiel beim Süßen von Babybreien. Doch bevor Bananen auf den Markt kommen, werden sie in harten Chemikalien gebadet. Das Frankfurter Verbrauchermagazin ÖKO-TEST stellte jetzt Rückstände dieser „Roßkuren“ fest. Bis auf eine Ausnahme fanden sich in den Schalen aller untersuchten Früchte Pestizide und allergisierende Schalenbehandlungsmittel. Im Fruchtfleisch konnten glücklicherweise keine giftigen Substanzen nachgewiesen werden.

Von den etwa 300 verschiedenen Bananenarten wurden bisher nur 20 kultiviert. Den Hauptanteil der weltweit geernteten Bananen, nämlich 80 Prozent, machen Gemüse- oder auch Kochbananen aus. In Deutschland werden dagegen fast ausschließlich Obstbananen verkauft, die in Costa Rica, Kolumbien und Panama wachsen. Die Bananenplantagen in diesen Ländern gehören einigen wenigen US-Multis. Sie überwachen Anbau und Ernte und vermarkten das Obst.

Bevor die beliebten Früchte nach Deutschland kommen, werden sie einer deftigen Chemikalien-Behandlung unterzogen. Schädlingen wie dem Bananenbohrer und der virusbedingten Panamakrankheit rückt man auf den Feldern mit Pestiziden zu Leibe, die teilweise in Deutschland und vielen anderen europäischen Ländern längst verboten sind. Erst kürzlich starben in Honduras 19 Menschen nach einem Pe-

1stizideinsatz auf der Bananenplantage des US-Multis Standard Fruit Company. In Panama sind Guayami-Indianer unfruchtbar geworden, weil sie jahrelang auf pestizidbehandelten Feldern gearbeitet haben.

Das ÖKO-TEST Magazin untersuchte 14 verschiedene Bananenmarken auf Rückstände von Pflanzenschutzmitteln. Das Phosphorpestizid Diphenylamin wurde auf den Schalen der Früchte nachgewiesen. Nur eine einzige Bio-Banane der Marke Bio Finca aus Teneriffa war clean.

Darüber hinaus fanden die Tester noch weitere Substanzen wie das Schalenbehandlungsmittel Thiabendazol. Die Chemikalie ist vor

1allem für Allergiker tückisch. Wenn Zitrusfrüchte damit konserviert wurden, muß der Verbraucher durch einen entsprechenden Warnhinweis darüber informiert werden. Warum dagegen bei Bananen vom Gesetzgeber keine Deklaration vorgeschrieben ist, bleibt unklar.

Wahrscheinlich liegt es daran, daß die Behörden momentan ganz andere Sorgen mit den Bananen haben. Der neue EG-Entwurf zur künftigen Bananenmarktregelung erhitzt seit Monaten die Gemüter der Deutschen. Denn die Bundesbürger sollen künftig mehr Bananen aus EG- und AKP-Ländern essen. AKP bedeutet Afrika, Karibik und Pazifik. Insbesondere Frankreich, Großbritannien und Spanien unter-

1halten als ehemalige Kolonialmächte traditionell noch sehr enge Beziehungen zu AKP-Ländern. Kein Wunder, daß gerade diese EG-Staaten erbittert um die neue Bananenmarktordnung kämpfen.

Bananen könnten dann aber doppelt so teuer werden, befürchtet der Handel. Die Fruchtbranche will sich gegen die geplanten Veränderungen zwar bei allen in Frage kommenden Institutionen wehren. Doch Dr. Achim Viereck vom Bonner Landwirtschaftsministerium meint, daß die Deutschen nicht die besten Karten haben, wenn in Brüssel weiter um Quoten und Preise gepokert wird. Die Lobby der EG-und Kolonialbananen sei einfach zu stark. Regine Cejka