Der gutgelaunte Göran machte es

■ WM-Qualifikation, Gruppe 2: Norwegen - Niederlande 2:1/ Mit guter Laune zum Siegestor

Oslo (taz) — „Göran! Göran! Göran! Göran gjorde det!“ Und Göran Soerloth machte es. Fast 80 Minuten hatte er durchgehalten, der norwegische TV-Reporter. Hatte sich und das Publikum vor der Glotze auf ein Unentschieden — einen Riesenerfolg — eingestimmt. Und dann machte es Göran, und weil er es gemacht hatte, ruinierte sich der Reporter in den letzten zehn Minuten vollständig die Stimme. Das Tor! 2:1 gegen die Niederlande. Beim Qualifikationsspiel zur nächsten Fußball-Weltmeisterschaft 1994 in den USA.

„Europa schaut auf Norwegen!“ So lautete gleich am nächsten Tag eine Balkenüberschrift. Doch auch wenn sie immer so furchtbar übertreiben müssen, die norwegischen Sportreporterinnen und Sportreporter: Der eine oder andere erstaunte Blick mag sich tatsächlich nach Oslo richten. Norwegen? Weder die Nationalmannschaft noch irgendeine Clubelf hatten in den letzten Jahren durch sensationelle internationale Ergebnisse auf sich aufmerksam gemacht. Und dann machte es Göran, während die hochbezahlte Elf aus Dänemark zur gleichen Zeit beim 0:0 in Litauen gar nichts machte.

„Sie sind nicht in Form“, glaubte Nationaltrainer Egil Drillo Olsen die Fußballöffentlichkeit Anfang des Monats schon mal vorsichtshalber auf die befürchteten internationalen Katastrophen vorbereiten zu müssen. „Mit Ausnahme unserer beider Legionäre.“ Einer: Libero Rune Bratseth von Werder Bremen. Auch nach dem 10:0 vor zwei Wochen beim ersten Qualifikationsspiel wollte noch keine rechte Freude aufkommen. Der Gegner, San Marino, seit 50 Jahren auf einen Punkt in einem internationalen Wettkampf wartend, war nicht so der passende Maßstab. Das Geheimis des jetzigen Sieges? Neben einer Bombenstimmung im mit 20.000 Zuschauerinnen und Zuschauern ausverkauften Osloer Stadion vielleicht endlich mal keine Angst vor großen Namen. Und viel Glück.

Die Niederlande hatten die erste Halbzeit gut gespielt und eine Chance nach der anderen versiebt. Durch ein Schiedsrichtergeschenk war Norwegen in der 8.Minute mit einem von Rekdal verwandelten Elfmeter in Führung gegangen. Eine Minute später der standesgemäße Ausgleich der bis auf Ruud Gullit in stärkster Besetzung angetretenen holländischen Elf durch Dennis Bergkamp. In der zweiten Halbzeit bauten die Niederländer plötzlich sichtlich ab. Norwegen sah die Chance, mehr als das sowieso schon sensationelle Unentschieden zu erreichen. Und Göran machte es dann. Was kein Zufall war. Schließlich hatte Soerloth es vor zwei Wochen schon gegen San Marino zweimal „gemacht“. „Vielleicht kommt er doch langsam wieder in Form“, hatte Nationaltrainer Olsen da zu hoffen gewagt: „Beim letzten Spiel in Hamar hat er sich kräftig mit dem Schiedsrichter angelegt und diesen beschimpft. Das zeigt, daß seine gute Laune wieder da ist.“ Reinhard Wolff