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Angst vor dem eigenen Rezept

■ In Washington ging die Tagung von IWF und Weltbank zu Ende

Angst vor dem eigenen Rezept In Washington ging die Tagung von IWF und Weltbank zu Ende

Noch vor einem Jahr, in Bangkok, herrschte Euphorie auf der Jahrestagung von Internationalem Währungsfonds (IWF) und Weltbank. Die UdSSR sollte so bald wie möglich als Mitglied aufgenommen werden, IWF und Weltbank wollten den Übergang der moribunden Sowjetunion zum Kapitalismus organisieren. Während die UNO zuständig sein sollte für Frieden und Sicherheit überall auf der Erde, wollte ihre Finanzabteilung IWF/Weltbank Wachstum und Entwicklung nach und nach in allen Ländern erreichen (wenn auch in den Entwicklungsländern ganz zuletzt).

Wie wenig der IWF zur Umsetzung derart hehrer Ziele taugt, hat sich auf der diesjährigen Versammlung der Finanzminister und Notenbankchefs aus 173 Ländern gezeigt, die gestern in Washington zu Ende ging. Die sieben reichsten Industrieländer USA, Japan, Bundesrepublik, Frankreich, Großbritannien, Italien und Kanada (G-7) waren jedes mit sich selbst beschäftigt. Hätte es die Krise im Europäischen Währungssystem nicht gegeben, wäre das Treffen völlig in pingeliger Zinsrechnerei erstarrt — und das wäre im höchsten Maße entlarvend gewesen.

Da jetten nun aus allen Ländern diejenigen Männer und wenigen Frauen, die sich für die höchstkarätigen Finanzexperten der Welt halten, nach Washington — und niemand hat eine Idee, wie die weltweite Rezession überwunden werden könnte. Die bittere Medizin, eine Mixtur aus Haushaltssanierung und Inflationsbekämpfung, die der IWF jedem Entwicklungsland zu verschreiben pflegt, wollen die Regierenden der Industriestaaten selbst partout nicht schlucken. Sie fürchten die kurzfristigen Nebenwirkungen Wachstumsbremse und Arbeitslosigkeit.

Die Vertreter der Entwicklungsländer wiederum heucheln Verständnis für die potentiellen Geldgeber, anstatt nunmehr die Wirksamkeit des Allheilmittels anzuzweifeln. Ausgerechnet den Managern von IWF und Weltbank, die vielen als Inkarnation des imperialistischen Kapitalismus gelten, bleibt es überlassen, die Industriestaaten zu kritisieren und ein höheres finanzielles Engagement zur Bekämpfung der Armut zu fordern.

Und Rußland, erstmals als Vollmitglied dabei, ist innerhalb eines Jahres von der umworbenen Großmacht auf den Status des Schuldnerlandes geschrumpft. Jenes 24-Milliarden-Dollar-Hilfspaket, groß angekündigt und unter Mühen auf der IWF-Frühjahrstagung verabschiedet, wird wohl nie ausgezahlt, sondern von den G-7-Ländern nach und nach mit den Kosten der Schuldenerlasse verrechnet werden. Noch mehr als beim Weltwirtschaftsgipfel der G-7 in München gilt für die diesjährige IWF-Tagung: Außer Spesen ist wirklich nichts gewesen. Donata Riedel

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