Wütender Milosevic

■ Orthodoxe und Katholiken verurteilen Greuel und Krieg

Berlin (taz/AP) — Aufregung verursachte in Serbien die Entscheidung der Vereinten Nationen, Rest-Jugoslawien die Mitgliedschaft abzuerkennen. Wütende Proteste löste der Beschluß auf seiten des serbischen Präsidenten und der Rechtsradikalen aus, die von einer „internationalen Verschwörung“ und der „Mißachtung der Grundprinzipien“ der Weltorganisation redeten. Die extremistischen Serbenführer Bosniens, Karadzic, und Ostslawoniens, Hadzic, drohten sogar, mit Waffen den „Verräter“ Panic zu stürzen. Milan Panic, der ja Ministerpräsident Rest-Jugoslawiens ist, hatte sich die Kritik dieser Leute zugezogen, weil er zustimmte, dem Land die Prozeduren eines Wiederaufnahmeverfahrens in die UNO zuzumuten. Und in dieser Prozedur liegt politischer Zündstoff, könnte das Land doch auf die Einhaltung prinzipieller demokratischer Rechte festgelegt werden.

Gerade deswegen sieht die Opposition in dem Ausschluß keinen Beinbruch. Genüßlich hielten die Oppositionsparteien dem serbischen Präsidenten Milosevic vor, es fertiggebracht zu haben, einen Präzidenzfall zu schaffen: Jugoslawien sei das einzige Land, das jemals aus der UNO ausgeschlossen wurde. Panic dagegen verdiene jegliche Unterstützung.

Sensationell ist der gemeinsame Friedensaufruf der orthodoxen und der katholischen Kirche. Der Belgrader Patriarch Pavle und der kroatische Kardinal Kuharic forderten die sofortige Beendigung der „ethnischen Säuberungen“, die Möglichkeit der Rückkehr für die Flüchtlinge, die Auflösung der Gefangenenlager. Beendet werden müsse auch die „gotteslästerliche“ Zerstörung der Kirchen und Heiligtümer. Der gemeinsame Aufruf ist deshalb so bedeutend, weil in der Vergangenheit sowohl der Katholizismus wie auch die Orthodoxie die Spannungen eher geschürt als gemindert hatten. Nicht zu unterschätzen ist die Wirkung, die in beiden Gesellschaften von diesem Aufruf ausgehen kann. Das Oberhaupt der Moslems, Selimoski, war zu dem Treffen eingeladen, konnte jedoch wegen des Krieges Sarajevo nicht verlassen.

Überraschend auch ist die Vereinbarung eines „Verteidigungspaktes“ zwischen Kroatien und Bosnien- Herzegowina, die am Mittwoch zwischen den Präsidenten Tudjman und Izetbegovic in New York getroffen wurde. Es ist allerdings die Frage, welche Verbindlichkeit diese Vereinbarung hat, denn bisher geht es nur um einen gemeinsamen Koordinierungsausschuß. Der bosnische Präsident Izetbegovic ist immer noch irritiert über die serbisch-kroatischen Verhandlungen bezüglich der Aufteilung Bosnien-Herzegowinas und der Beschlagnahmung von Waffen für Bosnien in Kroatien. Erich Rathfelder