Absage aus Angst vor Übergriffen

■ Geplante Veranstaltungen der Roma und Cinti in Ost-Brandenburg aufgrund der aktuellen Aktivitäten radikaler Gruppen abgesagt/ Integrierung in Potsdamer und Berliner Programm

Berlin/Potsdam. Die internationalen Kulturtage der Roma und Cinti vom 1. bis 11. Oktober werden nur in Berlin und Potsdam stattfinden. Die Veranstalter haben sich mit dem brandenburgischen Polizeipräsidium dazu entschlossen, die geplanten Konzerte in Cottbus, Eberswalde und Frankfurt/Oder abzusagen. Marcus Rosenberg von der Berliner Cinti-Union sagte gestern anläßlich der Vorstellung des Kulturprogrammes, daß die Künstler aufgrund »der aktuellen Aktivitäten radikaler Gruppen« in diesen Städten aus Angst vor Gewalt nicht auftreten möchten. Die Gespräche im brandenburgischen Innenministerium seien »unbefriedigend« verlaufen, weil der Grundsatz, die »Gemeinden müssen selbst für die Sicherheit ihrer Gäste sorgen«, nicht durchbrochen werden konnte. Nach all den Ausschreitungen der vergangenen Wochen sei deshalb die Cinti-Union, aber auch der Mitveranstalter, wie das »Internationale Institut für Traditionelle Musik«, nicht in der Lage, die Sorge der Künstler vor Gewalt zu zerstreuen. Auch Wolky Rosenberg, künstlerischer Leiter für die europäische Musik des Festivals, bedauerte die Absage sehr. »Gerade in der jetzigen Pogromstimmung gegen Minderheiten wäre es notwendig gewesen, Vorurteile abzubauen und die Hand zur Verständigung auszustrecken.« Die Voraussetzungen dafür würden aber derzeit in den Städten der neuen Bundesländer fehlen. Die geplanten Konzerte in Ost-Brandenburg werden in das Potsdamer und Berliner Programm integriert.

Das gestern vorgestellte Programm ist aufregend und in einem hervorragend kommentierten Katalog nachzulesen. Über 150 MusikerInnen aus ganz Europa, Ägypten, Jordanien, Pakistan und der Türkei werden in 15 Konzerten im Haus der Kulturen der Welt, Tempodrom, Podewil in der Klosterstraße und Lindenpark in Potsdam einen Querschnitt europäischer und außereuropäischer Musik präsentieren. Das Musikprogramm wird ergänzt durch das international berühmte Roma- Theater Pralipe. Im Hebbel-Theater wird die »Bluthochzeit« von Lorca und »Othello« von Shakespeare in romanes zu sehen sein. Keine Angst, meinten die Veranstalter, »Sie werden zwar kein Wort verstehen, aber alles begreifen.« Im Podewil wird am 2.10. die Ausstellung »Ein Kind aus Birkenau« des Malers Karl Stoika eröffnet. Am 9.10. findet ebenfalls im Podewil eine Podiumsdiskussion über die aktuelle Diskriminierung der Roma und Cinti statt. Die Schirmherrschaft dieses einmaligen Festivals haben der Regierende Bürgermeister Diepgen und Ministerpäsident Stolpe übernommen. Mitfinanziert wird es aus der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin und vom Land Brandenburg. Eintrittskarten gibt es im Haus der Kulturen und an allen Vorverkaufsstellen und Abendkassen. aku