Im Mittelgebirge

■ Die ersten Erfolge der Abokampagne

In der Ausgabe vom 5. September haben wir eine ultimative Kampagne zur Rettung der taz begonnen. Wir haben angekündigt, daß Vorstand und Aufsichtsrat der für den 12. Dezember anberaumten Genossenschaftsversammlung der taz die Einstellung des Blattes empfehlen, wenn nicht bis dahin 5.000 zusätzliche Abos zusammenkommen. Die Reaktion auf diesen Aufruf war und ist überwältigend. Nicht nur die mehr oder weniger sympathisierenden Journalistinnen und Journalisten sind in ernster Sorge um diese Zeitung, vor allem viele LeserInnen haben schnell reagiert. Unmittelbar nach dem Aufruf wuchsen die Postberge in der Aboabteilung auf mittelgebirgige Höhen, und die Statistik zeigt das Ergebnis: Bis Donnerstag, den 24. September, 13.13 Uhr Berliner Zeit, ist die Anzahl bezahlter Abos von 35.122 auf 38.445 gestiegen! Die Abo-Abteilung mußte Aushilfen anstellen, um hinterherzukommen.

Ist die taz damit gerettet?

Skeptiker fragen uns, ob denn die neuen AbonnentInnen auch länger bei uns bleiben werden. Hierzu können wir nur mitteilen, daß immerhin 70 Prozent per Einzugsermächtigung zahlen wollen. Und der Anteil derer, die einen längeren Zahlungszeitraum als drei Monate gewählt haben, ist mit einem Drittel fast genauso hoch wie eh und je.

Warum haben wir die Latte auf 5.000 gelegt? Die Zahl von 5.000 zusätzlich notwendiger Abos ergibt sich aus dem Wirtschaftsplan, den wir für das Jahr 1993 aufgestellt haben. Dieser sieht vor, daß die taz von ihrem chronischen Defizit herunterkommen und ab Januar kostendekkend arbeiten muß.

Eine ausgeglichene Bilanz kann mit einem Paket von Maßnahmen und Veränderungen erreicht werden. Dazu gehörten neben drastischen Einsparungen — vor allem bei Personal- und Redaktionskosten — auch Preiserhöhungen und Auflagensteigerungen. Bei einem geplanten Umsatz von 26,5 Millionen DM müssen rund 16 Millioenen DM durch Abonnements erwirtschaftet werden. Da es neben den mit Normalpreis berechneten Abonnements rund 20 Prozent ermäßigte gibt (Studentenabos, Ex-DDR, Gefangene), errechnet sich eine notwendige Anzahl von 40.000 bezahlten Abonnements, bei denen die taz aus den roten Zahlen herauskommt.

Die Aussicht, daß diese 40.000 Abos bald erreicht werden, ist — zugegeben — zumindest eine große Erleichterung. Für uns und wohl auch für all diejenigen, die sich in unserer „Ohne-mich“—Kampagne für die taz engagiert haben.

Aber unsere Rettungsaktion ist ja gerade erst angelaufen. In den kommenden Tagen werden unsere Kettenbriefe in mehr als einer halben Million Auflage vielen Zeitschriften beiliegen. Vielleicht hieven uns die FreundInnen der taz ja auf 8.000 oder gar 10.000 Rettungsabos (das Ziel so hoch zu stecken, hatten wir nicht gewagt). Dann könnten wir die finanziellen Verluste dieses Jahr noch so drücken, daß uns ein gewisses Polster bleibt und der Vorstand der taz-Genossenschaft wieder daran denken kann, die Reduzierung des Seitenumfangs (die ab nächste Woche nur noch an zwei Wochentagen gilt) oder die Preiserhöhung ganz oder teilweise zurückzunehmen.

Michael Rediske und Karl-Heinz Ruch, für Vorstand und Geschäftsführung