Jetzt sägen sie wieder - Kahlschlag im Park

■ Naturschützer: Brutaler Gehölzschnitt im Herbst ruiniert die Pfanzen und zerstört die Verstecke von Vögeln und Kleintieren

ruiniert die Pflanzen und zerstört die Verstecke von Vögeln und Kleintieren

„Im Park holzen sie die Büsche bis auf den Boden runter ab!“ oder „Da wird gerade ein Baum gefällt, kümmern Sie sich mal drum“. Beim Naturschutzbund Deutschland (NABU) werden ab Mittwoch wieder zahlreiche empörte oder besorgte HamburgerInnen anrufen und sich über massives Abholzen von Bäumen und Büschen in den städtischen Grünanlagen beschweren. Das weiß Naturschutzbund- Sprecherin Juliane Papendorf schon aus Erfahrung.

Denn am Mittwoch läuft die Schonzeit für Sträucher, Gehölze und Bäume ab. Vom 1. März bis zum 30. September dürfen die Pflanzen nach dem Hamburgischen Naturschutzgesetz nicht geschnitten, gerodet oder zerstört werden. In den übrigen Monaten heißt es immer noch zu häufig: Wetzt die Heckenschere, Kettensäge frei, und dann hau weg den Ast!!

Das Mißtrauen der AnruferInnen ist berechtigt. Denn der Kahlschlag in Hamburgs Parks und Grünflächen ist durchaus nicht immer sinnvoll und notwendig und richtet gelegentlich auch großen Schaden an. „Den Tieren wird der Lebensraum einfach weggeholzt“, kritisiert Papendorf. Verstecke und Brutplätze der Singvögel und Igel würden vernichtet, und viele Pflanzen wachsen nicht wieder nach, wenn sie allzu brutal zurückgestutzt worden sind. Genau das aber machen die amtlichen Grünkolonnen des öfteren, berichten die Naturschützer. Grund: Die für die städtischen Grünanlagen zuständigen Bezirksämter beschäftigten oft angelernte Hilfskräfte, das Personal sei nicht ausreichend ausgebildet und werde ohne ausreichende Anleitung auf das städtische Grün „losgelassen“.

Dabei sind zumindest größere Bäume eigentlich durch die Hamburger Baumschutzverordnung geschützt. Alle Bäume, die in einer Höhe von 1,3 Metern einen Stammdurchmesser von mehr als 25 Zentimetern haben, dürfen nur mit einer Genehmigung beschnitten oder gefällt werden. Ausnahmen gelten für Obstbäume — und fürs öffentliche Grün. Hier entscheiden die Naturschutzreferate der Bezirksämter darüber, an welchen Strauch und an welchen Baum die Säge angesetzt werden darf.

Die Ämter aber betreiben vielerorts „Kahlschlagpolitik“, kritisiert Juliane Papendorf, und daran könne nur ständiges Nachfassen und regelmäßiger Protest aus der Bevölkerung etwas ändern. Der Naturschutzbund ruft deshalb dazu auf, das Abholzen in der Stadt aufmerksam zu beobachten und gegebenenfalls bei den Naturschutzreferaten gegen die Gehölzschnitt-Aktionen zu protestieren. Bei diesen Ämtern kann man sich auch darüber informieren, ob ein Eingriff überhaupt genehmigt oder warum er notwendig ist. Vera Stadie

In einem Infoblatt hat der Naturschutzbund für Hamburg die wichtigsten Adressen und Informationen zum Thema Gehölzschnitt zusammengefaßt. Für eine Mark kann es beim Naturschutzbund Deutschland, Landesverband Hamburg, Habichtstraße 125, abgeholt werden, gegen Voreinsendung von 1,60 Mark wird es zugesandt.