: King Olli und die Krummfüßler
■ Werder Bremen gegen Eintracht Frankfurt 0:0 / Punkteverlust für Werder und Frankfurt
King Olli und die Krummfüßler
Werder Bremen gegen Eintracht Frankfort 0:0 / Punktverlust für Werder und Frankfurt
„Das war ein Bombenspiel.“ Stadionsprecher Christian Günther verabschiedete die knapp 21.000 Zuschauer nach 90 Minuten Werder-Eintracht — und erntete dafür Hohngelächter. Das wählerische Fußballvolk hatte sich zwar kaum eine Minute gelangweilt, aber trotz vieler Strafraumszenen keine Tore zu sehen bekommen. Und dafür wurden die Spieler mit einem gellenden Pfeifkonzert in Richtung Dusche entlassen.
Die einen konnten, die anderen durften nicht. Die Werderaner scheiterten immer wieder an ihrer eigenen Sturmschwäche und die Frankfurter an einem glänzend aufgelegten Oliver Reck. Nach der Absence vom vergangenen Samstag auf dem Betzenberg hielt der Werder-Keeper gestern, was zu halten war. Egal aus welcher Lage die Frankfurter auch abzogen, Reck stand immer goldrichtig.
Allein Der Frankfurter Vertrags-Amateur Okocha hatte die Entscheidung mehrfach auf dem Fuß, wäre da nicht Reck gewesen. Doch bei der größten Frankfurter Chance hat auch er nur hilflos gezuckt: In der 12. Minute konnte Dietmar Beiersdorfer nur interessiert zusehen, als Anthony Yeboah neben ihm zum Kopfball hochstieg, der aber nur an die Querlatte krachte.
Auf der anderen Seite waren es vor allem die Bremer selbst, die ihre Siegchancen verhinderten. „Die könnten noch zwei Stunden weiterspielen, dann würden die mit ihren krummen Füßen immer noch keinen reinkriegen“, sagte einer der Zuschauer am Ende. Strafraumszenen zuhauf: In der 5. Minute umkurvt Bode mehrere Frankfurter, setzt Herzog ein, dessen Schuß wird abgeblockt; in der 13. und 14. Minute kommt Rufer zum Schuß, daraus werden Schüßchen; in der 18. wurschtelt sich Bode durch, aber verwurschtelt dabei auch den Ball; in der 17. kann Stein einen Allofs-Freistoß gerade noch parieren; in der 51. tritt Allofs frei vor dem Frankfurter Tor über den Ball und in der 61. rutscht er an einer Bode-Flanke vorbei.
Sobald die Werderaner in die Nähe des Frankfurter Tors kamen, verließ sie das Glück, manche aber auch schon davor. Rufer und Eilts waren völlig von der Rolle. Während der Bremer Mittelfeldmotor zur Halbzeit frustriert in der Kabine blieb, spielte Rufer bis zum bitteren Ende und produzierte ein Mißverständnis nach dem anderen. Für Eilts kam Hermann, der allerdings nicht weniger enttäuschte. Für den angeschlagenen Bratseth wurde Bockenfeld eingewechselt.
Neben Reck glänzte vor allem einer bei Werder: Marco Bode ist trotz der vergebenen Chancen in blendender Form. Mit seiner enormen Dribbelstärke war er der gefährlichste Bremer Angreifer. Hoffen läßt außerdem das Gespann Harttgen/Herzog. Wenn die beiden über mehr gemeinsame Spielpraxis mehr Instinkt füreinander gewinnen, dann könnte bei Werder ein wunderbares Spielmacherduo entstehen. Und das hätte die Mannschaft dringend nötig, wenn sie aus dem Mittelfeld der Tabelle nach oben kommen will. Jochen Grabler
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen