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■ PRESS-SCHLAGBayerns Uli Hoeneß spricht wieder

Erfolg läßt sich doch nicht kaufen, so lautete eine schöne, aber leider trügerische Folgerung aus den letzten beiden Bundesliga-Spielzeiten. Während Teams wie Kaiserslautern, Dortmund, Frankfurt und Stuttgart den Titel unter sich ausmachten, schlingerten die millionenschweren Bayern aus München zur Wonne und Häme der meisten Fußballfans im Abstiegsstrudel herum. Ganz kleinlaut wurde da der Uli Hoeneß und sann im stillen Kämmerlein darüber nach, wie die Misere wohl zu beheben sei. Eines Tages kam ihm die Erleuchtung und zwar genau die, die man von einem Bayern-Manager erwarten durfte: Noch mehr kaufen! Das freche Duo Laudrup/Effenberg wurde nach Florenz verscherbelt, und für 25 Millionen kamen Jorginho, Helmer, Scholl, Schupp und ein Eckenschütze aus Italien namens Lothar Matthäus.

Und siehe, alles ward gut, und plötzlich ist auch Uli Hoeneß, von dem man lange Zeit glaubte, es habe ihm vor Gram die Stimme verschlagen, wieder da. Schon beim im Elfmeterschießen verlorenen Pokalspiel im Dortmunder Westfalenstadion seien die Bayern besser gewesen, sagte er markig aber falsch, drum wäre es nur gerecht, daß die Münchner nun die Bundesligapartie mit 2:1 gewonnen hätten. Letzterem mochte nicht einmal BVB-Coach Ottmar Hitzfeld widersprechen, obwohl es in dieser Saison ja nicht sonderlich schwer ist, in Dortmund zu gewinnen. Das hat schließlich sogar Schalke 04 geschafft.

„Wer will oder kann diese Bayern stoppen?“, fragte Hitzfeld ratlos, die Antwort liegt auf der Hand: Wattenscheid 09, das den Münchnern in deren Olympiastadion den ersten Punkt abnahm. Und Diego Maradona natürlich.

Ausgerechnet die Bayern hat sich der FC Sevilla für die Präsentation seines argentinischen Superstars heute abend im Stadion Sanchez-Pizjuan ausgesucht. Eine fragwürdige Wahl, schließlich haben die Münchner schon manches Fußballfest verdorben. Als der Holländer Johan Cruyff die Bayern 1978 zu seinem Abschiedsspiel einlud, ahnte er nicht, daß diese ihm immer noch wegen einer Jahre zurückliegenden 0:4-Niederlage im Europapokal gram waren. Mit ungeheurer Verbissenheit gingen Breitner und Co. zu Werke, gewannen gegen die in Feststimmung befindlichen und leicht angesäuselten Kicker von Ajax Amsterdam mit 8:1 und Cruyff sah sich der Sonderbewachung durch einen blutjungen Spieler ausgesetzt, der ihm unablässig in die Knochen fuhr. „Ist ja gut, du wirst ja mal ein Großer, aber jetzt halt dich gefälligst zurück“, fauchte der berühmte Johan den jungen Treter an, bei dem es sich um keinen anderen als Klaus Augenthaler handelte.

Schlechte Vorzeichen für die Maradona-Inauguration. Mit dem haben die Bayern schließlich auch noch eine Rechnung offen. 1989 beförderte er sie als Neapolitaner im Alleingang aus dem UEFA-Cup-Halbfinale. Matti

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