Soundcheck: Danzig

SOUNDCHECK

Gehört: Danzig. So geht Hard Rock von Danzig: Aus dem Stand zu einem Sprung ansetzen, und drei Sekunden nach kraftvollstem Abheben auf der anderen Seite eines Ozeans landen. Nachdem das Hard-Rock-Qartett Pantera im Vorprogramm überzeugt hatte, plusterte Danzig zum Singen die Wangenknochen, richtete das Abdomen zuckend nach vorn und schickte den Möwen seine Texte hinterher. Der erotisch und heiser Skandierende machte klar, daß Hingabe, und nur Hingabe, den Weg zum Verständnis eröffnen. Seine Musiker, von denen der „Schinkengott“ (Morgenpost) gerüchteweise vertraglich verlangt hat, die Gitarren- und Bass-Saiten nur von oben anzuschlagen, kamen da leidlich hinterher. Der Meister kannte sein Ziel genau: Überzeugte hinterlassen, und vermitteln, daß nur euphorisch beschrieben werden kann, was sonst noch alteuropäisch als „Konzert“ zusammengefasst wird. Die Vorwürfe gegen Danzig verkleinern sich schnellstens zu einem gewisperten, redundanten „billige, steinalte Masche“, sobald klar ist, daß hier jemand an einer ernsten, auf Langzeit angelegten Sache dran ist. Die Band spielte sich durch drei seit 1990 erschienene Alben, und kam im Sinne ihres Generalplans zur richtigen Zeit nach Deutschland. Der Covergestalter von Danzig nämlich, H.R. Giger, ist der selbe, der auch für die optische Konzeption des „Alien“ verantwortlich zeichnet, dessen Abenteuer in den letzten Wochen im Kino und im Fernsehen zu sehen waren. Sicher trägt Danzig noch viele andere Namen, lauter Ehrentitel, die mal als Gnadengesuch dem Sänger angetragen worden sind, weil der wieder mal mit Hautabziehen gedroht hatte. „The Grateful Rock“ mag der Name sein, der seiner Erscheinung vorgestern Abend am besten genüge tat. Aber auch für den Hausgebrauch wäre so einer geeignet. Wer sonst könnte es übernehmen, mit dem achselkraulend witzelnden, profilträchtig blödelnden Redaktionsboten Rainer Link das längst fällige Huhn zu rupfen? Kristof Schreuf