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Traditionen neu erzählt

Das Türkische Theater Hamburg spielt das Märchen vom  ■ Basilikummädchen

Es gibt eine Reihe fortschrittlicher Pädagogen, die die Forderung laut werden lassen, die Märchen zu rehabilitieren, indem man ihnen einen der Zeit entsprechenden „Glanz“ verleiht. In dem Sinne etwa, daß der moderne Märchenerzähler Rotkäppchen mit dem Flugzeug zu seiner Oma fliegen läßt. Die Eckpfeiler der traditionellen Märchenerzähler sollen sich den Ansprüchen der Zeit anpassen. Auch das Türkische Theater Hamburg erzählt in seinem Theaterstück Das Basilikummädchen ein traditionelles orientalisches Märchen auf der Bühne zeitgemäß neu. Am vergangenen Wochenende feierte das „Familien-Theaterstück“ auf Kampnagel Premiere.

Es wäre kein Märchen, wenn es am Ende kein Fest gäbe und wenn die beiden Protagonisten, die Liebenden, nicht glücklich zueinander gefunden hätten. Und es wäre kein Märchen, wenn die Erzählung nicht so anfinge: Es war einmal der nichtstuende Sohn einer reichen Familie und die Gärtnerstochter, die sich den ganzen Tag um die Basilikumpflanzen kümmert und deswegen „das Basilikummädchen“ genannt wird, oder wie es auf türkisch heißt: „Reyhan Kiz“.

Die beiden mögen sich, aber sie müssen sich ihren gemeinsamen Weg erkämpfen. Sie müssen sich verändern und über ihren eigenen Schatten springen, wenn sie am Ende glücklich zusammenleben wollen. „Die List der Männer übertrifft die List der Frauen“, sagt am Anfang der nichtsnutzige Beysohn zu seinem Diener Ahmet. Der faule und patriarchalisch erzogene junge Mann soll sich irren. Die von der Kulturbehörde geförderte deutsch- türkische Produktion will nicht

1oberflächliche Klischees, wie die Verschleierung der Frauen, ins rechte Licht rücken, sie hat den Anspruch, viel tiefere und universelle Vorurteile und Gegensätze, wie arm und reich, Mann und Frau, Traum und Wirklichkeit, zu skizzieren und zu überwinden.

1Die zeitgenössische Erzählung des traditionellen türkischen Volksmärchens ist nicht spektakulär und pompös, sondern schlicht, humorvoll und treffend. Die Inszenierung lebt von der brillanten Darstellung der sechs Schauspieler, die nicht ohne Augenzwinkern diese Ge-

1schichte erzählen, und sie lebt nicht zuletzt von den orientalischen Klängen der beiden Musiker. Nikos Theodorakopulos

„Das Basilikummädchen“ (ab 8 Jahre), heute, 11 und 15 Uhr, Haus 7, Hospitalstr. 111; Schulvorstellungen möglich: Tel. 388949

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