Problem: Organe fehlen

■ Kongreß für Dialyse und Nierenersatztherapie in Hamburg

in Hamburg

Die Lebensqualität von Patienten, die von der künstlichen Niere abhängig sind, habe sich in den letzten 15 Jahren entschieden gebessert, betonte Kongreßpräsidentin Jutta Balhorn gestern auf der Konferenz für Dialyse und Nierenersatztherapie. 2400 Krankenpfleger, Techniker, Sozialarbeiter, Diätassistenten und Ärzte aus dem In- und Ausland sind hierzu nach Hamburg gekommen.

„Wir machen das nicht mehr mit der Holzhammermethode von vor 20 Jahren“, sagte Jutta Balhorn. Sie ist Pflegedienstleiterin des Dialyse- Kuratoriums Hamburg, mit 417 Patienten die größte von 13 Einrichtungen ihrer Art in der Hansestadt. In Hamburg muß für insgesamt 1141 Nierenkranke ein Dialyse-Gerät die Funktion der Niere übernehmen. Vor allem ein neues gentechnisch hergestelltes Hormon gegen Blutarmut, unter der viele Dialyse-Patienten leiden, würde ihnen das Leben sehr erleichtern, berichtete die Kongeßpräsidentin.

Dennoch bedeutet es immer noch eine Strapaze und Einschränkung für die Kranken, daß sie dreimal in der Woche für vier bis fünf Stunden ihr Blut von einer Maschine reinigen lassen müssen, deshalb hoffen viele Patienten auf die Transplantation einer Spenderniere. Bundesweit stehen mehr als 6000 auf der Warteliste. Von den 1672 Patienten mit chronischer Niereninsuffizienz in Hamburg konnte bisher nur 531 ein Spenderorgan transplantiert werden. Das Hauptproblem sei, daß viel zu wenig Organe zur Verfügung stehen, sagte der Ulmer Professor Winfried Fassbinder gestern auf dem Kongreß. Die Transplantationen würden heute zum größten Teil erfolgreich verlaufen, bei mehr als 80 Prozent der Patienten funktioniere das implantierte Spenderorgan auch langfristig gut, ein Jahr nach der Operation gibt es kaum noch Einschränkungen.

Daß Verstorbene vor ihrem Tod der Organentnahme widersprochen haben oder aber ihre Angehörigen nicht einwilligen, sei nur ein Grund für den Mangel an Spendernieren, so der Arzt. Mögliche Spender würden oft nicht nachdrücklich oder überhaupt nicht gefragt, ob nach ihrem Ableben Organe entnommen werden dürfen, kritisiert Fassbinder. Diese Kritik richtet sich gegen die Ärzte, aber der Mediziner entschuldigt auch seine Kollegen: „Wenn es um Organspenden geht, steht jeder Arzt mit einem Fuß im Büro des Staatsanwaltes“, es fehle eine gesetzliche Regelung. Vera Stadie