Bille-Siedlung: Blüht es in den Gärten bald wieder?

■ Probesanierung von verseuchten Grundstücken kommt voran / Bodenerneuerung zahlreicher weiterer Flächen soll bis Ende '94 fertig sein

von verseuchten Grundstücken kommt voran /

Bodenerneuerung zahlreicher weiterer Flächen soll bis Ende '94 fertig sein

Sein Garten ist eine Baustelle, überall stehen Bagger und Planierraupen. Die Pflanzen, die hier noch vor kurzem grünten, wurden im Hächsler zu pfenniggroßen Bio- Klümpchen zerstückelt. Doch Klaus Kreusch bekommt stets gute Laune, wenn er auf die Kraterlandschaft hinter seinem Haus blickt. Denn der Garten des 55jährigen ist eines der drei Grundstücke in der Bille-Siedlung, deren schwermetall- und dioxinverseuchte Böden als erstes saniert werden.

Seit August wird am Moorfleeter Schleusenweg 16, 18 und 20 die giftige Schlickschicht abgetragen und durch sauberen Mutterboden ersetzt. Davon, daß die Sanierungsarbeiten problemloser und schneller verlaufen als erwartet, überzeugte sich gestern Umweltsenator Fritz Vahrenholt vor Ort. Der Behördenchef optimistisch: „Wir werden wohl Ende Oktober — vier Wochen früher als geplant — die Arbeiten abschließen können“.

Die über eine halbe Million Mark teure „Probesanierung“ soll der Umweltbehörde Hinweise über die Probleme liefern, die der Austausch der kontaminierten Bille- Böden mit sich bringt. Ab Juni 1993 sollen 51 weitere Grundstücke des wenig belasteten Süd- Ost-Zipfels der Siedlung vom in den 40er Jahren aufgetragenen Hafenschlick befreit werden. Die auf 17 Millionen Mark veranschlagte Bodenerneuerung soll Ende 1994 — rechtzeitig zur nächsten Bürgerschaftswahl — fertig sein.

Weitere 100 Grundstücke der Siedlung werden zur Zeit daraufhin untersucht, ob auch sie auf Dauer bewohnbar gemacht werden können. Die Ergebnisse sollen Ende des Jahres vorliegen. Nach Auskunft von Vahrenholt zeichnet sich nach den ersten Messungen ab, daß im Westen des Sanierungsgebietes weitere wenig belastete Flächen existieren, während aus der im Norden angrenzenden Erde Methan entweicht. Dieses Gas, das durch den biologischen Abbau von im Schlick enthaltenen Pflanzenresten

1entsteht, kann sich mit Luft zu einem explosiven Gemisch verbinden. Die betroffenen Gebiete hält die Behörde „zu vertretbaren Kosten“ für nicht sanierbar.

Bille-Siedler Klaus Kreusch hofft, daß die erfolgreiche Entgiftung seines Gartens viele Nachbarn davon abbringt, der Siedlung den Rücken zu kehren. Nur 26 der 54 Grundstücksbesitzer, deren Gärten bis

11994 vom Schlick befreit werden sollen, haben sich entschieden, weiterhin hier zu wohnen. Neun Familien sind schon fortgezogen, 19 weitere schwanken noch. Kaufmann Kreusch aber ist sicher: „Wenn bei mir erst mal wieder der Garten auf unbelastetem Grund blüht, werden sich viele Siedler endgültig entschließen zu bleiben“. Marco Carini