Das Lächeln im Land der Schulden

■ Das Japanische Internat bittet höflichst um Mietstundung und flüstert was von Weggehen

Das Lächeln im Land der Schulden

Das Japanische Internat bittet höflichst um Mietstundung und flüstert was von Weggehen

Picobello uniformiert: Japanische Schülerinnen in BremenFoto: Hervé

Ganz unvorstellbar, daß Herr Imoto einmal die Contenance verlieren würde, daß er das überhaupt könnte. Herr Imoto, 60, ist der Vorstandsvorsitzende des Trägervereins der Japanischen Internatsschule Bremen. Und er ist auf faszinierende Art sehr leise in der Lage, sehr deutlich klarzumachen, was er will. Aber womöglich gibt es für „will“ auch gar keine japanische Überset

hierhin bitte

das Foto von

den gutgekleideten

Japanern

zung. Herr Imoto wirbt mehr um Verständnis für die Lage seiner Schule, und das geht so: Weggehen aus Bremen, wie die Gerüchte sagen? — Am liebsten nie. Bremen ist schön und gastfreundlich. Klein, ja. Das stimmt. Aber Bremen soll ja wirtschaftlich größer gemacht werden, haben Herr Wedemeier und Herr Schmädeke von der Wirtschaftsförderungs-Gesellschaft damals, 1986, Herrn Imoto in Tokyo versprochen. High-Tech- Firmen sollten angesiedelt werden, Zukunfts-Industrien, dazu paßte doch eine japanische Schule gut. Jetzt ein Umzug der Schule, sagen wir nach Hamburg oder in eine andere Stadt, die wirtschaftlich mit guten, geradezu besseren Angeboten lockt, würde ja auch eine Veränderung des Schul-Namens bedeuten — ja und „das macht ein Japaner möglichst nicht“.

Obwohl man ja anderenorts deutlich mehr tut für die asiatischen Gäste. Zehn japanische Schulen gibt es in Europa, beonders begehrt sind für die westliche Ausbildung englischsprachige Länder, für den Standort Bremen braucht man in Tokyo Argumente, 90 Prozent der SchülerInnen kommen direkt aus Japan. Anderswo brauchen Schulen, als Starthilfe, 30 Jahre lang keine Miete zu zahlen, zum Beispiel. Oder, in England und Dänemark, eine zeitlang keine Steuern auf die Gehälter der LehrerInnen.

Zu bedenken, in aller Höflichkeit, ist ja auch, daß das Internat nicht gerade nur mit aufgehaltenen Händen dasteht. Was umgekehrt Herr Imoto mit der Schul

hierhin bitte den

netten japanischen

Herrn

Herr Shunji Imoto

ansiedlung für Bremen getan hat, allein schon ideell: Niemand in Tokyo kannte Bremen. Niemand in Japan. Aber nachdem seit fünf Jahren riesengroße Anzeigen in japanischen Zeitungen und Magazinen für das Bremer Internat werben, wird Bremen ein richtiger Begriff unter der aufgehenden Sonne. Und, nebenbei, profitiert Bremen auch finanziell nicht schlecht. Fünf Millionen Mark kostet die Schule jedes Jahr, das wäre also mal fünf Jahre zu rechnen; die rund 60 Angestellten (davon 30 deutsche) werden davon bezahlt, die Renovierung der Oberneulander Villa (1 Mio.), Handwerker und Baumaterial, möglichst bremisch, die Lebensmittel für die Kantine, bremisch, die Souvenirs der japanischen Familien...

Mit 180 SchülerInnen würde sich das Internat wirtschaftlich tragen. Mit derzeit 150 sind aber jährlich gewaltige Löcher zu stopfen. Nein, man möchte deshalb keinesfalls Forderungen stellen. Herr Imoto lehnt sich sanft zurück. Die Familien und Unterstützer in Japan haben bislang das Internat über Wasser gehalten, Geld gesammelt und gespendet. Daß Bremen arm ist, weiß Herr Imoto gut. Er hat deshalb nur die ganz, ganz höfliche Bitte: Ob man in Bremen mal darüber nachdenken könnte, eine zeitlang auf die städtischen Einnahmen aus dem Erbbaurecht zu verzichten? Also gewissermaßen die Miete, jährlich 200.000 Mark, eine zeitlang auszusetzen, bis Land in Sicht ist? Immerhin hat man bis jetzt 12 Mio. in Japan gesammelt und fast komplett nach Bremen fließen lassen.

Und wenn das alles nicht klappt? Ist die höfliche Bitte nicht doch ein Ultimatum? Denkt man nicht doch über einen Umzug, sagen wir: nach Hamburg, nach? „Ich bin nie Pessimist“, lächelt Herr Imoto, „ich habe immer Hoffnung.“ S.P.