Edmund am Ende!

■ Der Intendant des DLF, Edmund Gruber, soll entlassen werden

Bonn/München (AP/dpa/taz) — Der Intendant des Deutschlandfunks (DLF) Edmund Gruber soll durch den Bundespräsidenten entlassen und mit sofortiger Wirkung vom Dienst suspendiert werden. Um dies zu beschließen, trat gestern der Rundfunkrat zu einer außerordentlichen Sitzung zusammen.

Wie das Büro des Rundfunkratsvorsitzenden und bayerischen Kultusministers, Hans Zehetmair, in München mitteilte, will das Gremium zunächst eine einvernehmliche Auflösung des Vertrages vorschlagen. Stimme Gruber dem nicht zu, werde der Rundfunkrat mit Zweidrittelmehrheit beschließen, „auf die Dienste des Intendanten zu verzichten“, erklärte Zehetmairs Referent Wolfgang Zeitler. (Das endgültige Ergebnis lag bei Redaktionsschluß noch nicht vor.) Gruber hatte dagegen am Montag in Bonn erklärt, er habe Rücktrittsabsichten gehabt, diese wegen des Streits mit Zehetmair und dem stellvertretenden Verwaltungsratsvorsitzenden Ottfried Hennig aufgegeben.

Zum offenen Bruch zwischen Gruber und dem Rundfunkrat war es am 2. Juli gekommen, als das Konzept des Intendanten für den nationalen Hörfunk in dem Aufsichtsgremium durchgefallen war. Der Rundfunkrat hatte daraufhin nicht Gruber, sondern den Technischen Direktor des DLF, Helmut Haunreiter, in den Gründungsausschuß gesandt. Deswegen hatte Gruber den nationalen Hörfunk als „so gut wie tot“ bezeichnet, weil sich Bund und Länder bisher nicht über die Zusammenlegung der drei Programme von Deutschlandfunk, Rias 1 und Deutschlandsender Kultur geeinigt hätten. „Hinter den Kulissen wird daran gearbeitet, die Absicht zu verwirklichen, einerseits die Bundesrundfunkanstalt Deutschlandfunk in Köln der Bundesrundfunkanstalt Deutsche Welle in Köln zuzuschlagen, andererseits den Berliner Rias 1 und DS Kultur dem Zweiten Deutschen Fernsehen“, sagte Gruber.

Dieser Einschätzung Grubers widersprachen aber das Bundeskanzleramt, der Rundfunkratsvorsitzende und der Intendant der Deutschen Welle, Dieter Weirich. „Die Verhandlungen zwischen Bund und Ländern über die Errichtung des nationalen Hörfunks und auch über einen entsprechenden Staatsvertrag sind auf einem guten Weg“, erklärte der Staatsminister im Kanzleramt, Anton Pfeifer. Die Äußerungen entbehrten jeglicher Seriosität und seien mehr eine frustrierte Abrechnung, so Weirich.

Tatsächlich wäre die bevorstehende Entlassung Grubers, dem auch finanzielle Unregelmäßigkeiten vorgeworfen worden waren, einmalig in der deutschen Rundfunkgeschichte. Gruber war am 15.Januar 1988 für sechs Jahre (bis März 1994) vom Rundfunkrat gewählt worden. Der 56jährige Journalist hatte unter anderem als Auslandskorrespondent aus Israel und den USA für ARD und ZDF gearbeitet, ehe er Anfang 1981 Chefredakteur der Redaktion „ARD aktuell“, der „Tagesschau“ und „Tagesthemen“ wurde. csg