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Zurück in die Steinzeit!

KOMMENTAR

Zurück in die Steinzeit!

Geschichte wird gemacht. Es geht voran. Hamburg boomt. Hamburg baut. Wer behauptet, unsere Politiker handelten nicht, der irrt total. In Hamburg wird geklotzt. Unsere Steinzeitpolitiker wissen, wie und wofür man die Stadt zugrunde richtet. Gestern war es wieder einmal soweit.

Festliche Einweihung eines Büromonstrums in der City Süd. 300 Millionen Mark hochrentierliche und bodenspekulative Investition, 2000 Arbeitsplätze, 40000 Quadratmeter Bürofläche. Alle Beteiligten kennen die Folgen: Trennung von Wohnen, Arbeiten und Freizeit, mehr erzwungene, überflüssige Mobilität, mehr Verkehr in ganz Hamburg.

In Hammerbrook wohnten und arbeiteten einst 60000 Menschen. Heute zieht die Stadt hier eine gigantische Bürowüste hoch, giftig wie ein Maisfeld für die Natur. Eine Monokultur, welche die Stadt aussaugt und mit Folgeproblemen vollpumpt. Die Verantwortlichen kennen das Problem. Die Experten kennen die Lösung.

Hamburg hätte in der City Süd einen neuen lebendigen Stadtteil mit Wohnen, Arbeiten und Leben an den Kanälen entwickeln können, ja müssen. Stattdessen wird der Büropapi mit seinem BMW morgens vom Reihenhäuschen in der Wohnwüste Allermöhe II über die Autobahn zum Stau vor der Bürowüste brettern. Die Halbtagsbüromutti wird es ihm mit dem Zweitwagen-Madza nachtun, nachmittags dann die Kinder zum Jazz-Dance nach Bergedorf und zum Judo nach Horn kutschen.

Diese Anschläge der städtischen Steinzeitstrategen sind für die Stadt auf Dauer weit schlimmer als die kriminellen Attacken der Skins auf Einwandererheime. Für letztere gibt es Knast, für erstere dagegen Sekt, Häppchen und Lobeshymnen für die tatkräftige Wirtschaftsentwicklung der Metropole. So ist es nun mal mit dem kleinen Unterschied zwischen Politik und Verbrechen: Alles eine Frage der Dimension. Florian Marten

Bericht auf Seite 22

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