Waldau-Theater legt Konzept vor

■ Gutachter prüfen künstlerische und finanzielle Perspektiven / Gelder '93 noch gesperrt

Waldau-Theater legt Konzept vor

Gutachter prüfen künstlerische und finanzielle Perspektiven / Gelder '93 noch gesperrt

Vor dem letzten Tag der allerletzten Frist hat jetzt das Ernst- Waldau-Theater der Kulturbehörde das ultimativ geforderte Konzept vorgelegt. Es soll für die neue Spielzeit die künstlerischen Vorstellungen mit dem finanziell Machbaren in Einklang bringen. Barbara Loer, Sprecherin der Kultursenatorin: „Wir lassen das jetzt bis Ende Oktober bewußt extern von zwei unabhängigen Wirtschaftsprüfern und einer künstlerischen Instanz prüfen.“ Die letztere sitzt im Hamburger Ohnsorg- Theater.

Mit 1,5 Millionen Mark wurde Waldau noch 1992 subventioniert; das Geld für 1993 bleibt bis zur endgültigen Entscheidung über die Zukunft des Hauses gesperrt. „Theoretisch denkbar“, so Loer, „ist alles: daß wir den Laden dichtmachen, oder aber daß das jetzt ein gescheites Konzept ist.“

„Wir gründen in diesen Tagen die GmbH, die den alten Trägerverein ablösen soll“, sagte erklärtermaßen „optimistisch“ Rolf B. Wessels, Chefdramaturg, auf taz- Anfrage; „das war ja eine der Auflagen der Behörde.“

Fraglich ist, ob der Behörde die Neuerung ausreicht, in der der alte Trägerverein und der neuere Freundeskreis jeweils zur Hälfte die Gesellschafteranteile halten und auch die Künstlerische LeiterIn bestimmen. Wessels steht für den Posten zur Verfügung: „Ich habe mir ja nichts zuschulden kommen lassen.“ Wer GmbH- GeschäftsführerIn wird und wie sich der Aufsichtsrat zusammensetzen könnte, darüber wird noch Stillschweigen bewahrt.

Insider warten nun gespannt darauf, ob nun auch die langerwartete personelle Erneuerung stattfinden wird, ob also unabhängige JuristInnen oder Wirtschaftsfachleute von außen maßgeblichen Einfluß auf die Theaterpolitik haben werden; auch, ob die Intendanz dann ordentlich ausgeschrieben wird. Vor allem der alte Trägerverein, bestehend zum großen Teil aus künstlerischem Personal, galt wegen seiner Abhängigkeit von der Besetzungshoheit der Leitung als kaum fähig zur Kontrolle. Die alte Forderung, den Trägerverein deshalb für Nicht-Mitarbeiter zu öffnen, will das Haus schon mit der Gründung des Freundeskreises erfüllt haben - der allerdings keinerlei Kontrollbefugnis hat.

Aus einer Klemme scheint das Ernst-Waldau-Theater heraus zu sein: Nachdem ein Zuschuß von 300.000 Mark schon im Vorgriff ausgegeben war, hat sich jetzt der Freundeskreis dieser Lücke angenommen. Wessels: „Die stehen dafür gerade.“ S.P.