■ Nachgefragt
: Drogenstrich: "Wir finden ja keinen Standort"

NACHGEFRAGT

Drogenstrich: „Wir finden

ja keinen Standort“

Die Bürgerschaftsabgeordnete Christine Bernbacher hat als einzige Grüne den Beschluß der SPD-Fraktion begrüßt, den Drogenstrich nicht zu verlegen, sondern mit Polizeigewalt zu verbieten.

taz: Sie haben sich als einzige Grüne für den Beschluß der SPD- Fraktion stark gemacht. Warum?

Christine Bernbacher: Ich habe überhaupt nichts gegen das Utrechter Modell, wenn dafür ein Standort gefunden wird, wo sich Bürger nicht gestört fühlen. Nur wir finden ja keinen Standort.

Selber haben Sie auch keinen Vorschlag?

Nein, alles, was wir vorgeschlagen haben, stößt ja auf die wilde Ablehnung der Bevölkerung. Und bei meinen Vorschlägen hieß es dann bei den Grünen: „Das akzeptieren die Frauen nicht.“

Ich meine, wenn man einer illegalen Tätigkeit nachgeht, dann müssen diese Frauen auch gewisse Einschränkungen auf sich nehmen. Wir können sie nicht total schützen. Es hat ja auch bisher Morde an Drogenprostituierten gegeben, obwohl der Strich mitten in einem Wohngebiet ist. Für mich steht der Schutz der Kinder und Jugendlichen an erster Stelle. Immer erst das Problem der Frauen zu sehen, kommt in der Bevölkerung ganz schlecht an.

Es ist ja nicht verboten, wenn Frauen an der Straße stehen und warten, bis ein Mann sie mitnimmt. Wie wollen Sie ein Verbot des Drogenstrichs überhaupt durchsetzen?

Ich weiß nicht, wie das funktioniert. Aber es muß versucht werden, die Frauen von der Straße zu bekommen. Dazu gehört natürlich gleichzeitig auch die medizinische und soziale Versorgung.

Die Zeit, daß die Frauen Bedingungen stellen können, die ist allerdings vorbei.

Der Landesvorstand nennt Ihre Position „blinden Aktionismus“. Stehen Sie ganz alleine damit bei den Grünen?

Offiziell habe ich in dieser Frage noch keine Verbündeten. Aber denken tun das sicher viele.

Man kann doch in einer Frage, die so die Bevölkerung bewegt, auch als Grüne einen solchen Standpunkt einnehmen, zumal die gesamte SPD-Fraktion das gleiche beschlossen hat.

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