Zündstoff in Kindergärten

■ 1993: 69 Stellen weniger / Sozialsenatorin Gaertner und Eltern machen mobil

„Für Horrormeldungen ist es etwas zu früh“, erklärte Sozialsenatorin Irmgard Gaertner. Am Dienstag abend versuchte sie knapp 100 Eltern und ErzieherInnen im Bürgerhaus Oslebshausen zu beruhigen, die von einer Nachricht aus der Senatskommission für das Personalwesen (SKP) aufgeschreckt waren: 62 Pädagogische MitarbeiterInnen und 7 RaumpflegerInnen sollen 1993 entlassen werden.

Hinter diesen geplanten Einsparungen steckt das neue Personalentwicklungsprogramm (PEP): 2200 Stellen sollen im öffentlichen Dienst gestrichen werden. Gesamtelternbeirat und Arbeitsgemeinschaft der Gesamtelternvertretung befürchten, daß durch radikalen Sparmaßnahmen in Kindertagesheimen (KTH) die Betreuung der Kinder noch schlechter wird. Neben Stelleneinsparungen sieht das PEP auch vor, daß die Zahl der Kinder pro Gruppe von 20 auf 22 erhöht wird. Weiterhin müssen nach PEP Ganztagsgruppen mindestens zu drei Vierteln mit Ganztagskindern belegt sein. Das gleiche gilt für Teilzeitgruppen. Ebenso werden Hortangebote verstärkt auf Teilzeitangebote reduziert.

Senatorin Gaertner versuchte, die aufgebrachten Gemüter der Eltern zu beruhigen: „Es gibt bisher noch keinen Beschluß des Senats“, geschweige denn eine Äußerung zu Einsparungen im KTH- Bereich, dementierte Gaertner. „Zur Zeit laufen intensive Verhandlungen mit der SKP“.

„PEP hin und her. Ich werde dafür kämpfen, den bisherigen Standard zu halten“, beteuerte die Sozialsentorin. „Dafür brauche ich Mitstreiter“, wandte sie sich gleichzeitig hilfesuchend an die Adresse der Eltern.

Mitstreiter hätten auch ihre Vorgänger, Henning Scherf und Sabine Uhl, gefordert, konterte ein Vater. „Allein: der Standard wird seit Jahren immer schlechter.“ Eine Mutter beschrieb die gegenwärtige Situation: Eine ErzieherIn müsse sich gleichzeitig um 20 Kinder im Alter von 3-6 kümmern, individuelle „pädagogische“ Betreuung fehle. Die Räume seien „mickrig“, und Erweiterungsbauten fehlen trotz ansteigender Kinderzahlen. „Sie werden sozialen Zündstoff legen“, warnte eine andere Mutter.

Heide Rose, Leiterin der Abteilung Kinder und Jugendliche in der Sozialbehörde, hält nichts von dem Vorschlag der „Verwaltungsleute“, die Gruppenstärke um zwei Kinder zu erhöhen: „Maximal vertretbar sind 20 Kinder“. Marion Wiegand