Soundcheck

■ Blue Oyster Cult / Blumen am Arsch der Hölle

SOUNDCHECK

Morgen: Blue Oyster Cult. Ihre Hits „Don‘t fear the reaper“ und „Godzilla“ beschrieben die 70er als das Jahrzehnt, in dem sich nach politischen Enttäuschungen und vergangenen Hoffnungen kuhäugige Ratlosigkeit ausbreitete. Der Konjunktur von Tolkien-Büchern, Verfolgungswahn und Selbstbezogenheit setzten Blue Oyster Cult mit dem Godzilla-Song ein freundlich- begeistertes Gegen-Denkmal. Ein paar Jahre lang lautete die Verhaltensgrundregel, Ängste nicht nur zuzuspitzen, sondern den Grund dieser Ängste in den eigenen Reihen auszumachen: Spielte man die Platten rückwärts ab, war neben den sonstigen Mitgliedern auch der Name des Leibhaftigen zu hören. Den neuen Kollegen als „Reaper“ (Sensenmann) einzuführen, und dabei ein sympathisch-angeberhaftes Selbstportrait zu liefern, gehörte zum Selbstverständnis der Gruppe um den Gitarristen Eric Bloom und die Brüder Bouchard. Heute, 20 Jahre später, klopfen Blue Oyster Cult die Patina ab. Kristof Schreuf

Große Freiheit, 22 Uhr

Gehört: BLUMEN AM ARSCH DER HÖLLE. Jens Rachut ist nicht nur Programmgestalter der Fabrik in Ottensen, sondern hat als Sänger von Das Moor und Angeschissen zwei der wichtigsten Hamburger Punk-Bands angeleiert. Diese schnellen, harten, mitteilungsfreudigen Kommandos ergänzten Rachuts Texte mit einem hakigen Drive. In diesem Jahr begann Rachut mit den Blumen am Arsch der Hölle zu arbeiten. Die Gruppe legte am Arbeitsplatz ihres Chefs ihre Qualitäten offen. Dieser riss mit irrlichterndem Blick und Sätzen wie „Das Ganze ist wie Salz und Honig“, oder „Trotz-Giftmüll-Treibeis-Rente-CDs“ Löcher in Zivilisationsmauern. Durch die Fabrik klang ein unangefochtenes „J‘accuse!“ bar jeder einnnehmenden Punk-Tümelei. Auf Ale Sexfeinds Buback-Lable ist soeben das erste Album von Blumen am Arsch der Hölle erschienen.

Kristof Schreuf