Ein Bauernsohn in der Chefetage

■ FC St. Pauli: Seppo Eichkorn oder ein Konstanzer in Hamburg / Ein neuer Helmut?

Seppo Eichkorn oder ein Konstanzer in Hamburg /Ein neuer Helmut?

Eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme zur Integration von ausländischen Jugendlichen in den Verein führte Josef „Seppo“ Eichkorn zum FC St. Pauli nach Hamburg. Nach der Maßnahme wurde er vom Verein übernommen und trainierte neben den Jugendmannschaften die Amateure und assistierte den Cheftrainern bei den Profis. Nun ist er selbst Chef.

Moment 'mal, diese Geschichte kommt einem irgendwie bekannt vor. Richtig, der Helmut. Mit Helmut Schulte verbindet den Badenser Bauernsohn („Fußball konnte ich erst mit 17 Jahren spielen, davor gab es auf dem heimischen Bauernhof genug zu tun“) immer noch Freundschaft.

Damals, im Frühjahr 1987 als er seine ABM-Stelle angetreten hatte, war das St. Pauli-Idol Schulte noch Co-Trainer. Der Helmut war es, der Eichkorn dann zu seinem Assistenten beförderte. Jetzt hat Seppo das alleinige Sagen, allerdings fehlt ihm noch ein Co-Trainer. Den Jan Kocian, den könne er sich auf diesem Posten vorstellen, äußert sich Eichkorn zu dieser Vakanz, räumt allerdings sofort ein, daß Kocian in dieser Saison noch als Spieler gebraucht wird. „Wenn er wieder fit wird...“

In seiner kurzen aktiven Zeit hat Seppo, so riefen ihn schon seine Eltern, es nie über die Landesliganiveau hinaus gebracht. Fußballer wollte er eigentlich auch gar nicht werden. Er schielte mehr nach einer akademischen Karriere und begann in Freiburg mit einem Mathematikstudium. Nebenbei trainierte der angehende Mathematiker allerdings schon Fußballmannschaften. Das hat ihm so viel Spaß gemacht, daß er der Welt der Zahlen adieu sagte und zur Sporthochschule nach Köln wechselte. Die verließ er dann, wie schon erwähnt, diplomiert, um auf St. Pauli ausländische Jugendliche in den Verein zu integrieren.

Sicherlich nicht mit lauten Tönen. Denn: Eichkorn gilt als einer der Leisen in der Fußballbranche und das ist er noch heute als Cheftrainer. Durchaus kritisch sieht er seinen Vorgänger: „Unter Michael Lorkowski sind einige Fehler begangen worden, die aber auch von mehreren Seiten. Der größte Fehler war aber, die Diskrepanzen zwischen Trainer und Mannschaft in die Öffentlichkeit zu tragen.“ Das will Seppo besser machen. Zum Problem könnte aber die bisherige Nähe zur Mannschaft werden. „Als Co-Trainer ist man fast wie ein

1Spieler in der Mannschaft integriert. Als Chefcoach muß ich Spielern auch einmal wehtun, denn jeder möchte gerne spielen. Es können aber nur elf Mann auflaufen. Ich hoffe, daß ich durch mein vertrautes Verhältnis zum Team diese Probleme in den Griff bekomme.“

Fußball ist Seppos Leben, Beruf, aber auch Entspannung. Denn Zu-

1hause (neuerdings in Norderstedt) halten ihn seine drei Kids ganz schön im Trab. Der bei Konstanz geborene Exil-Süddeutsche weiß, daß der FC St. Pauli vom Potential her eher in die oberen Tabellenregionen gehört. Noch ist er davon weit entfernt, aber der Seppo wird‘s schon richten.

Andreas Hoffmann/Kai Rehländer