„Es stimmt...

■ ... zu Michael Jauernik und all den anderen Ergüssen“ (siehe taz vom 12.7., 25.8. und 18.9.92)

Ich will es so kurz wie möglich machen:

1.Es stimmt, ich sitze bei Veranstaltungen in Fu meist in der ersten Reihe. Wie die anderen Gefangenen, die die Veranstaltungen —Konzerte, Theater, Kabarett, Lesungen alle 14 Tage bis drei Wochen—organisieren und beim Auf- und Abbau helfen. Bei solch niederen Arbeiten wurde M.J. in der Tat nie ertappt.

2.Es stimmt, ich hatte oft mit der Anstaltsleitung zu tun. Wenn man versucht, einen politischen Gesprächskreis, eine Videogruppe und die Kulturveranstaltungen durchzusetzen beziehungsweise am Laufen zu halten, geht das nicht anders.

3.Es stimmt, ich war und bin privilegiert. Ich kann mich ausdrücken, ich habe einigermaßen intakte soziale Bindungen, und ich verdiene mein Geld nicht mit Knastarbeit, sondern mit Schreiben. Ich habe nicht vor, freiwillig auf eins dieser Privilegien zu verzichten.

4.Es stimmt, ich war beim Aufstand in Fu für Verhandeln ohne Vorbedingungen. M.J. war dagegen. Als es zur Abstimmung kam und die große Mehrheit der Mitgefangenen für Verhandlungen war, schrie M.J. vom Dach: „Ich distanziere mich von euch allen.“ Das Gelächter darüber hat er scheint's bis heute nicht verkraftet.

5.Es stimmt, ich habe ausgesagt, daß ich die Waffen für Stammheim ausgesucht und präpariert habe und daß ich davon ausgehe, daß die drei Stammheimer Gefangenen damit das getan haben, was sie in Kassibern an uns immer so ausgedrückt haben: bis zur letzten Konsequenz selbstbestimmt handeln.

Ich war in dieser Nacht nicht in Stammheim, also weiß ich auch nicht wirklich, was geschehen ist. Ich weiß aber eines gewiß: auf die Opferrolle, wie M.J. sie ihnen aufbappt, hatten Andreas, Gudrun und Jan nie Bock.

Eigentlich war das schon zuviel Zeit und Aufwand für die unqualifizierten Anwürfe. Es wird das letzte Mal sein, daß ich dafür Papier opfere.

P.J. Boock, JVA Stammheim